Der Kampfgeist ist geweckt

Nach zwei Siegen in der ersten asiatischen Qualifikationsrunde träumt die von Wolfgang Sidka trainierte Mannschaft des arabischen Inselstaats Bahrain von einer Teilnahme an der Fußball-WM

aus Manama RAINER HENNIES

Die Rückkehr aus Singapur vom ersten Teil der Qualifikation zur WM 2002 geriet zum Triumphzug. Die Fußball-Nationalspieler von Bahrain, seit Oktober letzten Jahres unter der sportlichen Regie von Wolfgang Sidka als Chefcoach, wurden von den drei nationalen Zeitungen sogar schon zu Helden hochstilisiert, obwohl sie noch nichts Abschließendes erreicht haben. Aber sie liegen vor dem Rückrundenturnier vom 21. bis 27. Februar in Kuwait nur einen Punkt hinter dem Gastgeber, haushohen Favoriten und Olympiateilnehmer von Sydney. Für die Bahraini kommt das fast schon der Erfüllung eines Traumes gleich. Zwei Siege in Folge bei einer WM-Qualifikation – das gab es noch nie in der Geschichte des Fußballverbandes von Bahrain, obwohl die Mannschaft 1985 mit dem englischen Coach Keith Burkinshaw schon einmal an das WM-Tor klopfte (die taz berichtete). Sie scheiterte schließlich knapp an Syrien, das dem Irak den WM-Platz in Mexiko überlassen musste.

In Kuwait City hat es die Auswahl des kleinen Emirats mit seinen 600.000 Einwohnern selbst in der Hand, den Gruppensieg zu holen und damit die nächste Runde der zehn besten Teams in Asien zu erreichen. Es wäre der größte Erfolg in der Fußballgeschichte des Golfstaates Bahrain, und schon jetzt stehen die fußballbegeisterten Insulaner Kopf. Exzellente und erfolgreiche Fußballspiele hatte das Team gezeigt, war weder vor Gegnern noch anderen Widrigkeiten zurückgeschreckt, wie den Wasserflaschenwürfen zuletzt beim 2:1 über Gastgeber Singapur. Es herrscht Aufbruchstimmung dank neuer Führung, ehrgeizigen Zukunftsvisionen und auch dank des deutschen Trainers Wolfgang Sidka.

Der Jugend- und Sportminister Shaikh Fawaz bin Mohammed bin Khalifa al-Khalifa empfing die Kicker am internationalen Flughafen Muharraq vor den Gestaden der Hauptstadt Manama höchstpersönlich. Gemeinsam mit Fußball-Präsident Shaikh Salman bin Mohammed al-Khalifa pries er die Auftritte des Sidka-Teams in höchsten Tönen und stellte den neuen Nationalhelden auch einen finanziellen Bonus in Aussicht.

Die Motivationsmethoden der Scheichs Fawaz und Salman bedeuten Wohlklang in den Ohren und Kassen der Spieler. Sie sind Halbprofis und trainieren erst seit ein paar Wochen zweimal täglich im Stadion in Isa Town, nachdem Sidka mit den Daten eines Laktattests erfolgreich Alarm geschlagen hatte. „Meine Mannschaft verfügt über enorme Willensqualitäten. Sie will etwas erreichen und hat sich durch verbessertes Training in den letzten Wochen bereits deutlich gesteigert“, lobt Wolfgang Sidka. „Ich bin stolz auf den fighting spirit in dieser Mannschaft, bei der nach einer Niederlagenserie jetzt der Knoten offenbar geplatzt ist.“

Besonders gilt dieses für Yusuf A’Amer al-Sadi vom FC Busaiteen. Der führende Torjäger der nationalen Liga wurde mit vier Treffern Torschützenkönig der WM-Qualifikation von Singapur und kam mit drei Profiangeboten aus der Singapore-League, deren nächste Saison im März startet, nach Bahrain zurück. „Er hält gnadenlos drauf und versucht auch das Unmögliche“, sagt Kirgisiens Trainer Jewgeni Nowikow, dessen Team den Bahrainis mit 0:1 unterlag. „Im Strafraum nicht zu bremsen, scharf und tödlich“, lobte Singapurs dänischer Coach Jan Poulsen den 28-jährigen Bahraini, dessen wuchtige Erscheinung und Torgefährlichkeit ein wenig an den Stil von Manchester Uniteds Andy Cole erinnerten. Kuwaits tschechischer Coach Dusan Uhrin lobt: „Yusuf A’Amer ist mit dem Kopf und Fuß brandgefährlich. Er ist fit und muss nur noch seine Technik ein wenig mehr auf höherem Temponiveau ausfeilen.“

Vor ein paar Wochen noch war Yusuf A’Amer im Training nach 30 Minuten platt wie eine Flunder. Sidkas Crashkurs in Kondition hat ihm Beine gemacht, und der Torjäger vom FC Busaiteen sagt klipp und klar: „Mein Traum ist die WM-Teilnahme. Mit Wolfgang Sidka als Trainer und Shaikh Zeyad Faisal al-Khalifa als Manager können wir Wunder vollbringen, vielleicht schon in Kuwait und 2002.“

Ziel der bahrainischen Fußballführung um Shaikh Zeyad bleibt aber die Teilnahme an der WM 2006 in Deutschland. Der Scheich möchte Wolfgang Sidka, derzeit nur bis Ende Mai unter Vertrag, möglichst längerfristig als Trainer binden. Anders als bei Werder Bremen, dem VfL Oldenburg und VfL Osnabrück setzen die Bahraini voll und ganz auf den blonden Wundermann aus Deutschland.