zahl der woche
: Bei der Vergabe von Domains purzeln die Rekorde immer schneller

Die Informationsmenge im Internet kennt niemand

Am vergangenen Mittwoch registrierte die deutsche Domainvergabestelle Denic die viermillionste Internetadresse mit der Endung „de“. Sekt gab es bei der Frankfurter Genossenschaft keinen. Warum auch? Die dritte Million wurde vergangenen April erreicht. „Noch in diesem Jahr rechnen wir mit der fünften“, sagt Denic-Sprecher Klaus Herzig. Man kann ja nicht ständig feiern.

Und über Inhalte sagt die runde Zahl sowieso nichts. Hinter mehr als der Hälfte der registrierten Adressen steckt kein eigenes Angebot. Und bei den Übrigen weiß niemand, wie viel bedeutungssschwere Seiten sich hinter ihnen verbergen. „Kein Mensch kann sagen, wie groß der Datenbestand des Internets wirklich ist“, sagt Manfred Nitz, Computerexperte an der Freien Universität Berlin.

Nicht mal die beste Suchmaschine könnte die Zahl der Seiten hinter den weltweit über einhundert Millionen Adressen rausbekommen. Die Spanne der Schätzungen reicht von 1,8 bis 550 Milliarden Webseiten. „Die Amerikaner haben mal versucht, die Serverzahl des World Wide Web zu zählen. Schon das ist schwierig“, sagt Nitz. Denn nicht alle Server seien immer online. Wie viel Prozent die Suchmaschinen tatsächlich durchkämmen, mag Nitz noch nicht einmal schätzen.

Thomas Adler, Indexmanager beim Suchdienst Fireball, verweist auf eine Studie, nach der selbst der beste Index nur zwanzig Prozent des Internets erfasst. Seriös findet er die Zahl aber nicht. Seine Kollegen bei Altavista sagen, dass 22 Prozent aller Seiten von Suchdiensten schwer zu finden seien, weil sie kaum verlinkt sind. Doch die Datenmenge des Internets lässt sich nicht nur deshalb nicht beziffern. Findige Programmierer von Pornodiensten gaukeln den Suchdiensten mehr Inhalt vor, als das Web wirklich hat. Sie registrieren mehrere Domains, die alle auf den gleichen Inhalt verweisen, und programmieren die Weiterleitung so, dass jede Suchmaschine sie als eigenes Angebot wertet. „Am Erfolg des Internet scheitern auch die Suchdienste“, sagt Jürgen Eiselt, Techniker beim Denic.

Nur eins ist sicher: Die Endung „de“ belegt inzwischen im weltweiten Datennetz Platz zwei. Nur „dot-com“ gibt es noch häufiger. RALF GEISSLER