Kicken, bis der Pfarrer kommt

■ 4:2-Niederlage: In Dortmund und in der Tabelle hat der HSV die 2. Liga fest im Blick. Verteidigung war „katastrophal“

Ganz so weit ist es noch nicht. Auch wenn gewisse Fähigkeiten des Pfarrers, der nach Spielende in den Katakomben wartete, in der Gästekabine gefragt gewesen sein dürften: Die 1. Liga ist für den HSV noch nicht gestorben. Aber das Innenleben der Mannschaft beschrieb Ingo Hertzsch kurz nach der 4:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund am Samstagabend mit: „nicht gerade sehr angenehm“.

Dabie riefen die Vorlagen vom Nachmittag nach Verwertung. Nicht nur, dass die Abstiegskonkurrenz Punkte sammelte und – das sollte motivieren – mit dem HSV gleichauf lag. Der HSV hatte sich zudem an die eigenen Stärken erinnert. Man fuhr mit der Bahn, so wie beim letzten Ruhrgebietsbesuch im September, wo man in Bochum das letzte Mal auswärts gewann.

Zwei Unentschieden und sieben Niederlagen folgten. Nach der achten musste man schon tief kramen, um zwischen Sätzen wie „eigentlich spielen wir ganz ordentlich“ und „wir haben schon versucht, auf Resultatsverbesserung zu spielen“ Aussagen herauszufiltern, die den Kern des zuvor Betrachteten eingehend beschreiben: „Wir waren heute einfach nicht in der Nähe, hier Punkte zu holen.“ So hatte Holger Hieronymus, Sportdirektor des HSV, doch noch erkennen lassen, dass man sich der Bedrohung des Abstiegs durchaus bewusst ist.

Mit einem Nico Jan Hoogma, der die gesamte Woche nicht trainiert hatte, ist die erneute Umstellung seines Konzeptes hin zu vier Abwehrspielern und drei Stürmern für Frank Pagelsdorf nicht aufgegangen. Dem frühen 1:0 in der achten Minute durch Bobic folgte in der zweiten Hälfte das 2:0 durch den ehemaligen Hamburger Otto Addo (siehe taz vom Freitag), der das Durcheinander der Hamburger Abwehr ausnutzte. Fürs dritte Tor sorgte erneut Bobic, hinzu kam das symptomatische Eigentor von Milan Fukal. Vorher hatte Hashemian schon rot kassiert. Der schöne Heber von Sergej Barbarez und der Treffer von Erik Mejer kurz vor Schluss waren nur noch Ergebniskorrektur.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass das Defensivverhalten „katastrophal“ (O-Ton Pagelsdorf) war, und es Barbarez auch nicht weiterhilft, „wenn ich 20 Tore schieße und wir absteigen“. Dann kommt auch die Bahn zu spät. Aber vielleicht ja nicht der Priester.

Florian Bauer