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Kein Ökostrom fürs Rathaus

■ Das Rathaus holte Energie-Experten ins Haus, und die fanden heraus: Energiesparlampen und Thermos-Kaffeekannen sind hier noch unbekannt / Das Einsparpotenzial liegt bei 22 Prozent

Im Juli vergangenen Jahres ist etwas Ungewöhnliches geschehen: Die Koalitionsparteien von SPD und CDU haben einem Antrag der grünen Opposition zugestimmt. Es ging den Grünen darum, dass das Rathaus einmal exemplarisch prüfen sollte, wie teuer es kommen würde, wenn das Rathaus Ökostrom beziehen würde – und was ein „ökologisch“ konsequentes Energiespar-Konzept bringen würde.

Das Rathaus bestellte Energie-Experten des Umweltressorts, und die kamen zu folgendem Ergebnis: Der Strom-Verbrauch im Rathaus, in der Summe durchschnittlich 250.000 Kilowattstunden im Jahr, ist alles andere als vorbildlich. Wenn der Besucher im Rathaus einmal muss, dann stößt er gleich auf das Problem: Die ganze Pinkelrinne wird unter Wasser gesetzt, um ein wenig „klein“ wegzuspülen. Nicht nur das: Diverse Kaffeemaschinen werden den ganzen Tag geheizt, als gäbe es keine Thermos-Kaffeemaschinen. Räume, in die nur selten ein Mensch hineinkommt, werden permanent hell erleuchtet. Allein bei der Festsaal-Beleuchtung ließen sich fast 30 Prozent der dafür jährlich berechneten 36.000 Kilowattstunden sparen, fanden die Experten. Alte Kühlschränke, Energiefresser par excellence, stehen herum, als läse niemand im Rathaus die Bauherren-Magazine. Und wo immer es Stromspar-Schaltungen für Computer und Energiespar-Birnen für normale Lampen geben mag – im Bremer Rathaus jedenfalls kaum. Unter dem Strich ließen sich, fanden die Experten heraus, mit einfachen Verhaltens-Maßnahmen und Aufwendungen von 20.500 Mark bis zu 8.275 Mark jährlich sparen, steht in ihrer Expertise. Die gesamte Stromrechnung liegt derzeit bei 54.400 Mark. Es lohnt sich also.

Das Land Bremen würde auch nicht in eine Sonderrolle geraten, wenn es derartige Investitionen vornehmen würde. In Hamburg ist der Austausch der alten Kühlschränke „mit sehr großem Erfolg“ längst geschehen, Baden-Württemberg hat flächendeckend seine Beleuchtungsanlagen in öffentlichen Gebäuden saniert und rund 20 Prozent Energieeinsparungen realisiert. Zum Beispiel. Die Unternehmensberater von McKinsey hatten in einem Gutachten vor vier Jahren einen ähnlich bahnbrechenden Vorschlag für die Wasserrechnung gemacht: In den öffentlichen Gebäuden Bremens fehle fast flächendeckend die einfachste Wassersparmaßnahme durch Perlatoren, die – auf den Hahn aufgeschraubt – den Wasserstrahl streuen, so schrieben sie.

Die Energie-Experten guckten sich jetzt zum Vergleich ein gewöhnliches Verwaltungsgebäude und eine Schule an. Ergebnis: Auch dort ließen sich zwischen 20 und 30 Prozent der Energie einsparen. Diese Werte entsprechen bundesweiten Erfahrungen: Bei 40 Millionen Kilowattstunden im Jahr käme man auf Ersparnisse von 1,5 Millionen Mark. Der Aufschlag, den Strom-Anbieter für Ökostrom nehmen, liegt natürlich darüber, bei etwa 2,9 Millionen Mark. Immerhin geht es um 30.900 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, die in die Luft gehen. Aber weg ist weg, CO2 schlägt sich im Bremer Haushalt nicht nieder.

Fazit also: Die „Öko-Strom-Variante“ kommt nicht infrage. Der Senat will am Dienstag beschließen, den Senator für Bau und Umweltschutz aufzufordern, „in Abstimmung mit der Facility Management Bremen GmbH (FMB) und der Gesellschaft für Bremer Immobilien mbH (GBI) bis zum Herbst 2001 ein Programm zur Stromein-sparung in öffentlichen Gebäuden auszuarbeiten.“ K.W.

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