Holzmann-Drama vor Gericht

Der ehemalige Großaktionär Gevaert verklagt Philipp Holzmann und die Deutsche Bank: Beim Aktienkauf habe ihn niemand vor der Risikoanlage gewarnt

FRANKFURT taz ■ Jetzt werden die Milliardenverluste auch juristisch aufgearbeitet, die im Geschäftsjahr 1999 zum spektakulären Beinahe-Zusammenbruch der Philipp Holzmann AG geführt hatten. Vor dem Frankfurter Landgericht beginnt heute ein Prozess gegen den Baukonzern und gegen die Deutsche Bank. Angestrengt hat ihn der ehemalige Hauptanteilseigner Gevaert. Die belgische Holding klagt auf insgesamt 400 Millionen Mark Schadenersatz.

Gevaert hatte 1998 knapp ein Drittel der Anteile von Holzmann erworben. Dabei habe es weder aus der Führungsspitze des Unternehmens selbst noch von der Deutschen Bank, die nicht nur Hausbank, sondern auch Großaktionär der Holzmänner ist, Warnungen vor einer drohenden Insolvenz gegeben, so Gevaert-Chef André Leysen. Nur ein Jahr später war Holzmann mit 2,7 Milliarden Mark Verlusten in eine existenzielle Krise gerutscht.

Als Hauptschuldige hat Leysen die Banker ausgemacht, die teils als Vermittler, teils als Verkäufer auftraten und dabei ihrer Informationspflicht nicht nachgekommen seien. Sie sollen 320 Millionen Mark Schadenersatz zahlen, von Holzmann verlangt Leysen 78 Millionen.

Er stützt sich vor allem auf die so genannte Prospekthaftung. Die Deutsche Bank soll in ihrem Börsenprospekt zu den Aktien und Wandelschuldverschreibungen von Holzmann nicht vor der damals schon prekären Situation bei dem Baukonzern gewarnt haben. Ein Sprecher der Bank sagte dagegen, in dem strittigen Börsenprospekt sei sogar „ungewöhnlich klar und detailliert“ auf die Risiken hingewiesen worden. Es gebe also keine Begründung für die Klage.

Genauso sieht das Wolfgang Griebentrog, Sprecher der Philipp Holzmann AG. „Die Klage ist nicht tragfähig“, sagte er der taz. Deshalb erwarte man den Prozess gelassen.

Holzmann hat im Moment allerdings auch andere Probleme. Noch immer prüft die EU-Wettbewerbskommission, ob es sich bei der von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Dezember 1999 zugesagten Unterstützung für den Konzern in Höhe von 150 Millionen Mark (Darlehen), die auch mit der Übernahme einer Bürgschaft verbunden war, um eine illegale Beihilfe handeln würde. Erst Ende April soll dieser Prüfvorgang abgeschlossen sein. Diese Verzögerung sei bedauerlich, sagte Griebentrog. Entscheidend für den Fortbestand des Unternehmens sei sie aber nicht. Holzmann werde sich auch ohne Hilfe des Bundes weiter konsolidieren. Die Banken würden den Konzern auch stützen, wenn der „worst case“ eintreten sollte. Mit den finanziellen Mitteln der Bundesregierung würde allerdings „vieles einfacher“, so Griebentrog. Das Millionendarlehen könne vor allem bei der Akquirierung von Großaufträgen im Ausland nützlich sein.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT