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vorlaufExamensziel: Mord

Tatort: Mördergrube

(So., 20.15 Uhr, ARD)

Florian Lukas’ Auftritt allein reicht schon, um diesen „Tatort“ mit den WDR-Kommissaren Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) genießen zu können. Der junge Mann, der Sönke Wortmanns „St. Pauli Nacht“ halbwegs erträglich machte, spielt einen angehenden Juristen, der sich seinen Kommilitonen überlegen fühlt. Aber ist er der Mörder der Mitstudentin Martha?

Ist er nicht schon deshalb unschuldig, weil wir ihn hassen, weil wir seinen Dünkel, seine krassen Überlegenheitsgefühle hassen? Braucht es nicht ein Motiv, um eine Täterschaft zu begründen? Ballauf und Schenk geben sich redlich Mühe, eben diese Theorie zu überprüfen. Zu verwerfen. Doch zu erwägen und wieder beiseite zu legen. Am Ende dieses „Tatorts“ über einen Mord ohne Grund gibt es doch ein Motiv. Und doch fehlt schließlich ein Geständnis. Dennoch wird der Mörder gerichtet, wenn auch nicht auf rechtsstaatlich korrekte Weise. Ein guter „Tatort“, der sechzehnte vom WDR mit dem Kölner Jungsduo. Nicht so verschroben spekulativ wie der vom Dezember. Nicht wieder aufgeladen mit einem angeblich gesellschaftsrelevanten Thema, Kindesmissbrauch, Nazivergangenheit, Wirtschaftskriminalität oder Asylbewerber etwa. Nein, nur eine kleine Geschichte aus einem der arrivierteren Milieus der Bundesrepublik. Ballauf und Schenk: Quotenbringer der ARD. Auch wenn sie das menschelnde Elemente mal wieder übertreiben: Weshalb musste in die Story noch das Wiederauftauchen von Ballaufs verschollenem Vater eingestrickt? Zumal der einen Penner darstellen sollte und doch nur aussah wie ein Agitprovokakteur aus einem besseren Viertel unserer Gesellschaft. Schön, dass die Täterschaft bis zum Ende unklar bleibt. Dass dennoch keine Langeweile aufkommt, weil die Spuren tatsächlich immer eine Spur zu verwischt bleiben, als dass der Zuschauer durchblicken könnte. Und es ist zudem eine kleine Studie über Eltern, die nicht mitbekommen, dass ihre Kinder dabei kaputt gehen, weil sie versuchen, die hohen Erwartungen ihrer Erzeuger zu erfüllen. Da bleibt am Schluss sogar eine Spur Mitleid. Mit den Opfern, sogar mit den Tätern. Das ist mehr, als man von einem „Tatort“ zuletzt verlangen durfte.

THORSTEN PILZ

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