Die Hunderetterin

Brigitte Bardot plädiert in Bukarest für die Umwidmung des Frauentags zum Tag des Hundes

von REINHARD KRAUSE

Lang, wirklich lang ist’s her, da bestach sie als naiv-durchtriebene Jungschriftstellerin in „Ein Gänseblümchen wird entblättert“ (1956, lief in England auch als „Mam’selle Striptease“), da bezirzte sie den hilflos dackeläugigen Curt Jürgens mit einem ekstatisch wilden Mambo („Und Gott schuf das Weib“, 1956) oder da streifte sie an der Seite von Jeanne Moreau als Bomben werfende Anarchistin durch den südamerikanischen Dschungel („Viva Maria“, 1965): Brigitte Bardot, lange Zeit Frankreichs filmischer Exportartikel Nummer eins. Dann kamen die Falten, der Rückzug nach St. Tropez, die Liebe zu den Tieren, die soviel verlässlicher sind als windige Jetsetplayboys – oder die Spezies Mensch überhaupt.

Man kennt das von anderen Showstars. Doch während eine Doris Day eher mit ihrem Namen für die Tiere streitet, kämpft Brigitte Bardot meist in der allerersten Reihe. Legendär ist ihr beherzter Einsatz für Robbenbabys auf kanadischen Eisschollen.

Bardots neuestes Tätigkeitsfeld ist Bukarest, die Stadt der 200.000 Straßenhunde. Alarmiert durch Meldungen, nach denen Bukarests Bürgermeister Traian Basescu ein Tötungsprogramm für die in der Stadt herumstreunenden Tiere beschlossen hatte, flog die 66-Jährige Anfang der Woche in die rumänische Hauptstadt. Bardots Lösungsvorschlag: Die eingefangenen Hunde sollen nicht getötet, sondern gewaschen, entwurmt, gegen Tollwut geimpft und kastriert werden. Nur kranke und gefährliche Hunde sollen dem Bardot-Plan zufolge eingeschläfert werden. Um für ihr Anliegen zu sensibilisieren, schlug die Exschauspielerin vor, den 1. März, in Rumänien der Tag der Frau, zu einem Tag des Hundes umzuwidmen. Die Resonanz scheint gering gewesen zu sein. Immerhin wurden im letzten Jahr 22.000 BukaresterInnen durch Hundebisse ernsthaft verletzt.

Zur Umsetzung des Plans will die Bardot-Stiftung eine Million Francs (370.000 Mark) zur Verfügung stellen. Ob allerdings die gesäuberten und behandelten Tiere tatsächlich unter der finanziell gebeutelten und gebissenen Bevölkerung Liebhaber finden werden, ist fraglich. Basescu akzeptierte am Donnerstag zwar den Vorschlag, kündigte aber an, dass Tiere, die länger als zehn Tage im Tierheim verbringen, getötet werden sollen. Inzwischen ist die Tieraktivistin Bardot klug genug, auch das menschliche Elend nicht zu vergessen: Eine weitere Million Francs hat sie zur Unterstützung Not leidender rumänischer Kinder gespendet.