Stehen die Buddhas noch?

Regierung der Taliban spricht von weit gehender Zerstörung der Kunstschätze von Bamijan und weist internationale Kritik zurück. Rettungsversuch der Unesco gescheitert

KABUL afp/dpa/ap/taz ■ Das Schicksal der weltberühmten Buddhastatuen in Afghanistan ist nach wie vor ungeklärt. Gestern deutete jedoch einiges darauf hin, dass Talibansoldaten mit der Zerstörung begonnen hatten. Die monumentalen Bildnisse in Bamijan seien ungeachtet internationaler Appelle bereits weit gehend zerstört worden, sagte der Informationsminister der radikalislamischen Talibanregierung, Kuatradullah Dschamal, gestern. Große Teile der Statuen seien zu Geröll zerschlagen, die „Arbeiten“ dauerten an. Auch alle anderen „unislamischen“ Kunstwerke sollten in spätestens vier Tagen vernichtet sein.

Die Nachrichtenagentur AP meldete unter Berufung auf Augenzeugen, die beiden Buddhastatuen sowie zahlreiche andere Kunstschätze seien bereits zerstört. Dschamal wird jedoch hier mit den Worten zitiert, bei den Statuen von Bamjian seien Kopf und Beine zerstört. „Unsere Soldaten arbeiten hart daran, die verbliebenen Teile zu zerstören. Sie werden bald fallen.“ Demgegenüber zitierte die Nachrichtenagentur Reuters eine nicht näher bezeichnete Taliban-quelle von gestern: „Wir haben noch nicht damit begonnen, sie (die Buddhas) zu zerstören, aber wir haben das vorbereitet, und es kann jederzeit stattfinden.“

Zuvor hatte der Informationsminister die internationale Kritik am Vorgehen der Taliban zurückgewiesen. Der Rest der Welt habe seinem Land nichts zu sagen, die Weltöffentlichkeit sich nicht in die Angelegenheit einzumischen.

Unterdessen scheiterte gestern ein letzter Versuch der UN- Kulturorganisation Unesco zur Rettung der Kulturgüter. Der Außenminister der Taliban, Wakil Ahmad Mutawakil, erklärte einem Unesco-Sondergesandten in Kandahar, es handele sich um eine religiöse Angelegenheit „und niemand hat die Macht, dies (die Zerstörung von Statuen) rückgängig zu machen“.