Sonne, Lachen und pures Glück

■ Der Film zur Tour: „Blau ist die Farbe“ zeigt die Reise der Blauen Karawane 2000

„Blau ist die Farbe deines gelben Haares“ haben sie gesungen, die Teilnehmer der Blauen Karawane im letzten Sommer. Blau war das überlebensgroße Kamel, das sie begleitet hat. „Blau ist die Farbe“ heißt auch der Film, den Manfred Haneberg über die zwölftägige Reise der Projektgruppe Karawanserei gemacht hat. Und sogar der ist teilweise blaustichig.

Ein Film wie ein fröhliches Gartenfest. Szene eins: Alle sind glücklich und tanzen. Die Sonne scheint auf die fünf Karawanenboote, die auf der Weser dümpeln. Szene zwei: Charly – Karawanenbegleiter und gleichzeitig Strafgefangener auf Heimaturlaub – lächelt zufrieden in die Kamera. Szene drei: Kamelboot Wüna, das Wüstennarrenschiff, lässt sich seelenruhig an Land wuchten.

Gut 60 Minuten lang zieht die Karawane zu Wasser, zu Lande und nicht in der Luft auf der Leinwand von Oldenburg nach Blankenburg, von Blumenthal-Lüssum zum Bremer Bootsbau Vegesack. Nach Oslebshausen in die Justizvollzugsanstalt und von da aus wieder in den Heimathafen am Martinianleger. Ihre Friedensmission: von der Gesellschaft Ausgegrenzte wieder eingrenzen. Feste feiern, wie sie fallen. Und sie fielen immer, wo die Karawane Halt machte. Zumindest scheinen die Party-Szenen Filmemacher Haneberg am besten gefallen zu haben.

Behinderte und Gesunde besuchten Strafgefangene, Langzeitarbeitslose und Asylbewerber. Einige Patienten der früheren Psychiatrie Kloster Blankenburg waren wieder dabei und feierten das Asylbewerber-Freundschaftsfest mit gemischten Gefühlen. Heiko zum Beispiel hat hier 27 Jahre seines Lebens verbracht. Manfred Haneberg lässt ihn erzählen, von damals, vom Stationsarzt Doktor Frankenstein. Dann wieder Gartenparty. Mit Schnittchen und Gitarre, Trommeln und Masken. Kinder hopsen über die Leinwand, die Stimmung ist solidaritätsschwanger.

Filmisch dokumentiert ist auch, wie die Karawane am Ende ihrer Reise Solidaritätsaktien an Henning Scherf übergibt. Eine Blankoaktie für jeden Bürgerschaftsabgeordneten. Den Wert sollten diese selbst eintragen. Die Aktien sind allerdings trotz Gute-Wetter-Laune in den Papierwüsten der Bürgerschaft versandet. Sie haben nie ihren Bestimmungsort erreicht. spo

Sonnige Gartenfeststimmung mit „Blau ist die Farbe“ gibt's leider nur einmal, und zwar am Mittwoch um 20 Uhr im Kino 46.