Die Stärksten des Planeten

■ An diesem Bundesliga-Wochenende gastieren in Hamburg so viele Schach-Großmeister wie noch niemals zuvor

Wer als Reporter den Mannschaftsführer eines Schachteams nach der Aufstellung seiner Spieler befragt, darf den Notizblock getrost stecken lassen. Wie in anderen Mannschaftssportarten geben sich die Chefs der Gehirnakrobaten sehr zugeknöpft. Die Vorbereitung des Gegners auf das eigene Ensemble soll damit erschwert werden.

Fest steht aber, dass am kommenden Wochenende einige der stärksten Schachgroßmeister der Welt in Hamburg gastieren. Der Hamburger SK empfängt als Ausrichter der 10. und 11. Runde der Schachbundesliga mit dem Lübe-cker SV, der SG Köln Porz und dem Godesberger SK die drei zur Zeit führenden Mannschaften. Im Gipfeltreffen am Sonntag zwischen dem Tabellenersten Lübeck mit 18:0 Punkten und dem Verfolger Porz (17:1) dürfte die Vorentscheidung um den Gewinn der deutschen Meisterschaft fallen. „Die Mannschaften sind in etwa gleichstark. Es kommt auf die Tagesform an“, sagt Eckhard Stromprowski, der Lübecker Teamchef. Mit dem Vizeweltmeister und Weltranglis-tensiebten Alexeij Shirov, dem Engländer Michael Adams (Nr. 4) und dem Russen Evgeny Bareev (Nr. 11) an den Spitzenbrettern können die Lübecker, vom Schachmagazin 64 als stärkste Vereinsmannschaft des Planeten bejubelt, drei Großmeister der Extraklasse aufbieten.

Auch der amtierende deutsche Meister Porz kann mit Prominenz aufwarten. Der ehemalige Vizeweltmeister Jan Timman aus den Niederlanden, sein Landsmann Loek van Wely und der Russe Alexander Khalifman brauchen sich vor den Lübeckern nicht zu verstecken. Die Godesberger und die Hamburger, die am Sonntag aufeinander treffen, können am Tag zuvor noch in ihren Begegnungen mit Lübeck und Porz in das Titelgeschehen eingreifen.

Christian Zickelbein, Vorsitzender des HSK, spekuliert: „Godesberg ist sehr stark, aber wenn wir Glück haben, können wir gewinnen. Und auch gegen Porz müssen wir nicht verlieren.“ Beide Mannschaften benötigen jeden Punkt. „Es geht noch um den dritten Platz, der uns zur Teilnahme am Europacup berechtigen würde“, so Zi-ckelbein. Die Partien, die für die Besucher vom deutschen Schachgroßmeister Helmuth Pfleger kommentiert werden, lassen sich im Internet unter www.chess-online.de verfolgen. Frank Sommer

Spielort: HanseMerkur, Neue Rabenstr. 28, morgen ab 14 Uhr, am Sonntag ab 9 Uhr. Hinweise zur Veranstaltung im Internet unter: www.hsk1838.de