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: Amöben-Galaxie

■ Seltsame Begebenheiten in der Galerie Herold. Der Versuch einer Vorahnung

Kunstpräsentation, die das Wörtchen „Werkschau“ verdient, finden Mathias Deutsch und Gabi Schaffner eher doof. Deshalb reisen die zwei Hamburger gleich viermal an, um in der Galerie Herold im Güterbahnhof mit viel Jux ihrer Vorstellung von „imaginärer Topographie“ Fleisch zu verleihen. An der Wand hängen Fotos von Tieren in Gehegen, aber auch Ölbilder und Zeichnungen. In einer davon ist die Kontur von Afrika gespiegelt. Und siehe, der ärmste Kontinent erscheint wie ein seltener, flatterhafter Schmetterling – oder wie zerfressene Lungenflügel.

Gestern Abend um 20 Uhr hielt Gabi Schaffner zur Eröffnung einen Vortrag über die „Expedition nach Hibesa“. Sie fragte, was passiert wäre, wenn die frühen Seefahrer nicht nach dem Ende der Erdscheibe Ausschau gehalten hätten, sondern nach dem, was hinter einem Schweinekörper steckt. Schließlich ist jedes Geschöpf ein Kosmos für sich. Da sind wir schon beim zweiten Vortrag am heutigen Samstag um 19 Uhr. „Galaxie der Amöben“ behandelt eine von der Wissenschaft hartnäckig ignorierte Beobachtung: Viele Indizien nämlich sprechen dafür, dass es sich beim Menschen in Wahrheit um einen klassischen Einzeller handelt. „Wir vertreten wohl eher einen nonsensphilosophischen Ansatz“, fügt Gabi Schaffner noch entschuldigend hinzu. Am nächsten Freitag (16. März) wird es zu der spektakulären Kombination von Alphorn- und Wasserschlauchmusik mit Eintopfgericht kommen, welches das Publikum tatsächlich zu sich nehmen kann, soll, muss. Die etwas unverständlichen Erklärungsversuche für die Vorkommnisse bei der Finissage (21. März) bricht Gabi Schaffner ab, mit einem etwas hilflosem „Nun ja, es ist etwas wild.“ Soviel haben wir verstanden: Dass es sich bei den „Phänomenen der inneren Topografie“ um Schaffners neustes Buch handelt, ein lexikalisches Opus, in dem auch Texte von Deleuze und Burroughs collagiert werden. Dabei wird den mongolischen Ameisen eine nicht unerhebliche Rolle zukommen. Welche, wissen wir nicht. Aber das Wörtchen „Werkschau“ werden diese Kriechtiere sicherlich erfolgreich überrennen. bk

Erste Einblicke gewährt www.galgenmaedchen.de