Irritation bei Skatern

Keine Blade Night dieses Jahr. Trotz vieler Teilnehmer bei den letzten Rollnächten weiter juristische Probleme

Die schlechte Nachricht zuerst: Die seit 1998 veranstaltete „Blade Night“ wird dieses Jahr nicht mehr stattfinden. Der Grund: der jährlich wachsenden Zuspruch der Skater einerseits und die fehlende politische Unterstützung andererseits. In den letzten Jahren waren jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat bis zu 50.000 Skater gekommen, um in den Abendstunden Unter den Linden und durch das Brandenburger Tor zu rollen. Doch außer Anhörungen von den Grünen bis zur CDU über die Integration der Skater in den städtischen Verkehr und dem Votum für einen Modellversuch in Tempo-30-Zonen hat sich nichts getan, um Skates als neues Individualverkehrsmittel zu etablieren.

Deshalb hat der Organisator, der Anwalt Jan-Philipp Sexauer (36), jetzt die Notbremse gezogen. „Es besteht die Gefahr, dass die Blade Night Berlin auf Kosten des Versammlungsrechts nur noch als ‚Event‘ der Spaßgesellschaft wahrgenommen und vereinnahmt wird.“ Eine Kommerzialisierung widerspreche dem Geist der Blade Night. „Die Blade Night war immer eine Veranstaltung mit einer verkehrs- und stadtpolitischen Idee und darf weder in der Wiederholung erstarren noch zu einer Love Parade der Skater mutieren“, so Sexauer weiter. Statt um das Recht auf eine regelmäßige Blade Night gehe es um das Recht auf Nutzung der Straßen.

Und nun die gute Nachricht: Sexauer setzt darauf, dass die Skater, die sich in den Vergangenheit zweimal im Monat am S-Bahnhof Tiergarten trafen, auch ohne festen Ort und Anmeldung Flagge zeigen. Er hofft, das eine „Dezentralisierung“ Bewegung in die Köpfe der Politiker bringt. „Veränderungen herbeiführen kann nur die Irritation, das Außergewöhnliche, niemals aber das Gewohnte.“ Sexauer wünscht sich, dass die Skater selbst aktiv werden und in kleinen Gruppen losziehen. „Mal sehen, was passiert.“

Sexauer scheint mit seinem Schachzug nicht falsch zu liegen. Ein Polizeisprecher sagte gestern gegenüber der taz, dass die Polizei keinesfalls „die Konfrontation mit aller Gewalt“ suchen werde, wenn Skater unangemeldet zusammenkommen. „Wenn die Hundert oder Tausend überschritten ist, hat man sich dem Druck des Faktischen zu beugen“, so der Sprecher.

Wer lieber organisiert skaten will, der kann bei der nächsten „Berlinparade“ mitmachen, die am kommenden Sonntag um 15 Uhr am Parkplatz an der Alexanderstraße in Mitte startet. Die „Berlinparade“ begann im Juni 2000 und setzt zum Teil auf die gleichen Forderungen wie die „Blade Night“.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA

www.bladenight.de www.berlinparade.de