Schritt für Schritt zum Rücktritt

Nach außen gibt sich Klaus Landowsky noch kämpferisch, innerlich hat er sich jedoch bereits weit zurückgezogen. Für die heutige Fraktionssitzung erwarten maßgebliche CDU-Abgeordnete mindestens einen geordneten Rückzug ihres Chefs

von BARBARA JUNGE

Wie viel von Klaus Landowsky ist noch im Amt, wie viel ist bereits zurückgetreten? Wenn die CDU-Abgeordneten heute zu ihrer Fraktionssitzung zusammenkommen, befinden sie – so oder so – über das Schicksal ihres Vorsitzenden, der sich nach außen kämpferisch gibt, sich innerlich indes schon weit zurückgezogen hat. Nach Ansicht maßgeblicher Mitglieder der Fraktion stehen für Klaus Landowsky nur noch zwei Möglichkeiten zur Wahl: Entweder er gibt bereits heute seinen Rücktritt bekannt oder er entwirft mit der Fraktion einen Zeitplan für den Wechsel binnen etwa zwei Monaten.

Es war ein Rücktritt auf Raten. Am Wochenende waren die Drähte heißgelaufen, politische Lageerörterungen, persönliche Gespräche, ein Treffen der jungen Abgeordneten der CDU-Fraktion in den Räumen des CDU-Finanzsenators Peter Kurth. Im Ergebnis war man sich weitgehend einig: Die Zeit von Klaus Landowsky als CDU-Fraktionsvorsitzendem im Abgeordnetenhaus ist bald abgelaufen.

Was sich schon in der vergangenen Woche mit dem sofortigen Rückzug Landowskys als Bankvorstand der Berlin Hyp angedeutet hatte, verdichtete sich am Wochenende zur Gewissheit in den Reihen der Union. Klaus Landowsky, jahrelang Symbolfigur der Berliner Christdemokraten, hat rasant an politischem Gewicht verloren.

Zwar dementierte Parteisprecher Matthias Wambach gestern noch, die jungen Abgeordneten hätten sich verabredet, Landowskys Ablösung vorzubereiten. Zwar heißt in der CDU unisono, man müsse Landowsky die Chance geben, seine Sicht der Dinge bezüglich der Kreditprüfung heute vor der Fraktion darzulegen. Doch was bei der Fraktionssitzung vor zwei Wochen noch nach einem befristeten Vertrauen klang, wird heute höchstens als befristete Duldung daherkommen. Landowsky hat in seiner Fraktion viel Kredit verspielt.

Selbst die Einigung auf einen gemeinsamen Nachfolgekandidaten scheint greifbar. Nach wie vor stehen zwei Personen zur Diskussion, beiden werden etwa gleiche Chancen eingeräumt: der Reinickendorfer Wirtschaftspolitiker Frank Steffel und der Neuköllner Finanzexperte Alexander Kaczmarek. Kaczmarek, der sich durch eine gewisse Distanz zu Klaus Landowsky als unbelastet auszeichnet, ist in den vergangenen Wochen allerdings nicht profiliert hervorgetreten. Sein Fraktionskollege Frank Steffel dagegen – eher ein Mann mit Unterstützung durch Eberhard Diepgen – hat sich zuletzt mehrfach aus der Deckung gewagt und damit Führungsstärke bewiesen.

Auf welchen Nachfolger man sich auch einigen wird, einen größeren Austausch an der Fraktionsspitze wird es nicht geben. Dafür hat Klaus Landowsky selbst gesorgt. Denn schon jetzt besteht der Fraktionsvorstand der CDU vorwiegend aus dem Nachwuchs, den Klaus Landowsky mit Führungspositionen betraut hat. Frank Steffel ist dafür das beste Beispiel.

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