Begabtenförderung

betr.: „Bulmahn auf Margot Honeckers Spur“, taz vom 7. 3. 01

[...] Zum einen schreibt Christian Füller, dass auf Margot Honeckers Spuren geplant sei, Facholympiaden einzuführen. Nur demjenigen, der die letzten Jahrzehnte gar nichts mitbekommen hat, kann entgangen sein, dass es beispielsweise die Mathematik-Olympiade „bei uns“ schon viele Jahre gibt, außerdem Wettbewerbe „Jugend forscht“ und viele weitere.

Außerdem heißt es, dass die erste Überraschung für die Zuhörerschaft darin bestand, dass die Bildungsministerin auch für hoch begabte Kinder günstige Entwicklungsbedingungen einforderte. Wieso sollte dieser doch eigentlich selbstverständliche Anspruch Überraschung auslösen? So wurden die Gesamtschulen ausdrücklich als „demokratische Leistungsschulen“ gegründet, das heißt mit dem expliziten Anspruch, alle Kinder und Jugendlichen nach ihren jeweiligen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu fördern und zu fordern. Davon unberührt bleibt allerdings auch weiterhin die Tatsache bestehen, dass die soziale Herkunft einen bedeutenden Faktor nicht nur in der beruflichen Karrierre bildet, wie es in dem Artikel dargestellt wird, sondern auch für den schulischen Erfolg. Dies hat beispielsweise auch die Hamburger Lernausgangslagenuntersuchung (LAU) gezeigt.

ANDREAS BAUMGARTEN, Hamburg

[...] Wir haben unsere Bildungsministerin in der DDR wahrhaftig nicht geliebt, aber was bitte ist am Gedanken einer Eliteförderung unabhängig von der sozialen Herkunft falsch? Dass es, wie in dem Artikel zitiert, bislang offenbar nicht richtig funktionierte? Na, dann sollte man vielelicht über Verbesserungen nachdenken – wie es Frau Bulmahn offenbar tut.

„Für die Honeckers war die Begabtenforschung zu DDR-Zeiten ein beliebter Wissenszweig um herauszufinden, wie man „allseitig gebildete sozialistische Persönlichkeiten“ auch ganz einseitig förder könne.“ Man kann die Honeckers hassen, man kann Argumente gegen Teile des DDR-Bildungssystems vorbringen – aber muss man das in der taz in einem derart unsachlichen Stil tun? Begabtenforschung und -förderung ist in meinen Augen wichtig und unabdingbar für eine Gesellschaft, die sich mit lebensbedrohlichen Problemen konfrontiert sieht. Und sie muss nicht einseitig sein. [...] ANDREAS THOSS, BERLIN