Räumliche Nähe heißt nicht größere Gefahr

Wenn alle Sicherheitsbestimmungen weiter eingehalten werden, ist die Seuchengefahr für Deutschland nicht größer als bisher

BERLIN taz ■ Das Überspringen der Maul- und Klauenseuche auf den europäischen Kontinent nach Frankreich hat Politiker und Landwirte auch in Deutschland geschockt. Doch der Ausbruch bedeutet nach Expertenmeinung nicht, dass das Virus Deutschland damit näher gerückt ist. „Die Situation ist nicht bedrohlicher als vorher“, sagt Professor Hanns Ludwig, Leiter des Instituts für Virologie an der Freien Universität Berlin. „Es besteht kein Anlass zu denken, der Erreger übertrage sich nun schneller, zum Beispiel durch die Luft.“

Der wichtigste Verbreitungsweg ist Lebendviehtransport. Daher wertet das Nationale Krisenzentrum Tierseuchen in Bonn derzeit alle Tierimporte der letzten Wochen aus Frankreich aus. Auch der Berliner Virologieprofessor Ludwig fordert daher, „dass die unverantwortlichen und unötigen Tiertransporte in Europa endlich aufhören“. Ein weiteres Problem sind unkontrollierte Einfuhren, die nicht direkt aus Großbritannien oder Frankreich, sondern über andere Länder liefen, so dass die Herkunft der Tiere oft unklar bleibt.

Da das Virus zudem über Menschen und Gegenstände übertragen werden kann, müssen jetzt auch Reisende aus Frankreich unter die Lupe genommen werden. Wenn man dies tue und die bisherigen Maßnahmen wie das Absperren von Höfen, das Töten von Importtieren und das Verbot von Viehmärkten EU-weit beibehalte, sei die Seuchengefahr für Deutschland „genauso groß oder klein wie bisher“, meint Ludwig.

In vielen Teilen der Welt ist die Maul- und Klauenseuche verbreitet, derzeit zum Beispiel in der Mongolei. Aber auch die Türkei, Griechenland, Iran, China, Taiwan und Indien waren in den letzten Jahren betroffen. Ebenso große Teile Afrikas und Lateinamerikas. In Deutschland ist der letzte Ausbruch 13 Jahre her.BEATE STRENGE