Liebes Lied

■ Stilsicher: Die Black Eyed Peas geben dem HipHop die Vielfalt zurück

Auf dem jüngsten Album der Black Eyed Peas gibt es ein Liebeslied. Die Frau der Träume wird mit einem „Rap Song“ verglichen, und bis zum Ende will gar nicht recht klar werden, wer eigentlich stärker verehrt wird: die Dame des Herzens oder das Musik-Genre der Wahl. Gar zu flüssig rollen die Reime der drei MCs Will.I.Am, Apl.De.Ap und Taboo über die von Wyclef Jean daruntergelegte Gitarre. Selbstredend hat der Fugees-Wizard das Stück auch produziert. Und für das Auftakt-Stück von Bridging the Gap stellte sich der große DJ Premier höchstselbst hinter die Regler, was für jeden HipHop-Künstler den Adelsschlag bedeutet.

Den haben sich die Black Eyed Peas redlich verdient. Nicht nur, dass sie nach ihrem Debut Behind the Front im vergangenen Jahr einen ähnlich starken Nachfolger produzierten. Vor allem die Live-Qualitäten der drei stellen die meis-ten Acts dieses Musik-Stils, die meist einfallslose Hooray-Ho-Rufe an die Frage koppeln, wer alles im Haus sei, weit in den Schatten. Und selbst wenn der Auftritt in der Großen Freiheit nur halb so brillant wird wie ihr letztes Hamburg-Konzert, darf das Publikum ein schöneres Erlebnis erwarten als bei 95 Prozent aller Routine-Ranzigkeiten missgelaunter Prominenz.

Denn auch wenn die gesamte Gästeliste, die auf Bridging the Gap für die entspannte bis vorwärtstreibende Atmosphäre verantwortlich ist, auf der Übersee-Tour nicht dabei ist – und wer könnte schon De La Soul, Mos Def und Macy Gray auf einmal bezahlen – reicht die Stil-Vielfalt der BEPs für genug Abwechslung und Reichtum auf der Bühne. Wobei sie gerade nicht ihre afroamerikanischen, hispanischen beziehungsweise philippinischen Roots betonen, sondern sich aus jeder Musikrichtung ziemlich sicher das herauspicken, was ihnen passend erscheint. Dazu gehören Breakbeats ebenso wie Latin-Rhythmen oder Soul und Samples von James Brown bis Afrika Bambaataas „Planet Rock“, bis eben Premier – wohl zu seiner eigenen Überraschung – feststellen muss, dass er einen Calypso produziert hat. Eberhard Spohd

Dienstag, 21 Uhr, Große Freiheit