„Schenken ist nicht peinlich“

Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul ist für die Geschenklieferungen von deutschem Rindfleisch nach Nordkorea, will sie aber nicht bezahlen. Das würde etwa 235 Millionen Mark kosten

Interview RALF GEISSLER

taz: Sie haben sich im Februar für den Export von Rindfleisch nach Nordkorea ausgesprochen. Jetzt wollen Sie die Transporte nicht bezahlen. Warum sind sie plötzlich dagegen?

Wieczorek-Zeul: Als die Bundesregierung entschieden hat, die humanitäre Lieferung von Rindfleisch nach Nordkorea prinzipiell zu akzeptieren, habe ich bereits darauf hingewiesen, dass eine Finanzierung nicht über den Haushalt des Entwicklungsministeriums gewährleistet werden kann. Meine Position hat sich also nicht geändert.

Wer soll bezahlen?

Die Finanzierung muss im Rahmen der gesamtstaatlichen Aufgabe „Lösung des BSE-Problems“ aufgebracht werden.

Geht es nicht genauer?

Das war doch deutlich genug.

Wäre es nicht sinnvoller, Geld in Projekte zur Selbsthilfe zu stecken?

Wir engagieren uns ja bereits in dieser Richtung: Gemeinsam mit der Deutschen Welthungerhilfe unterstützen wir nordkoreanische Bäckereien, um 60.000 Schulkinder zu ernähren.

Ist es nicht peinlich, an die Armen Dinge zu verschenken, die man nicht mehr haben will?

Mit Verlaub: Sind Sie mit dieser Frage jetzt nicht auf etwas hohem Ross? Sollen wir der nordkoreanischen Seite auf deren Bitte antworten: Wir geben euch das Rindfleisch nicht, weil uns solche Hilfe peinlich wäre und vielleicht euer Selbstwertgefühl ankratzen könnte?

Wie soll garantiert werden, dass die Lieferungen auch bei den Hungernden ankommen?

Wir liefern nur unter der Bedingung, dass Nordkorea weitreichenden Zugang für Hilfsorganisationen und genaue Kontrolle vor Ort gewährt. Wenn das Land dies gewährleistet und sich weiter öffnet, wären wir durchaus bereit, mit Nordkorea auch entwicklungspolitisch zusammenzuarbeiten – getreu der Devise „Wandel durch Entwicklungszusammenarbeit“. Dies macht jetzt umso mehr Sinn, da die neue US-Regierung anscheinend eher auf Konfrontationskurs zu Nordkorea gehen will.

Die Deutsche Welthungerhilfe argumentiert, es sei unklug, Rindfleisch zu liefern, da es in Nordkorea nicht zu den Grundnahrungsmitteln gehört.

Es war der ausdrückliche Wunsch der nordkoreanischen Regierung, diese Lieferung zu erhalten. Deshalb hat auch Ingeborg Schäuble, die Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, betont, dass eine entsprechende Bitte Nordkoreas kaum abgeschlagen werden könne.