Der perfekte Partner der Frau

Das Mysterium hing schlapp über den Spülkästen: Die pechschwarze Superbinde

Sie guckten schmutzig, schüttelten Pobacken, schwangen Ketten, machten Fickbewegungen

Hat schon mal jemand von Männern gehört, die sich weigern, mit Frauen zu schlafen, weil deren Slipeinlagen farblich nicht mit der Unterwäsche harmonieren? Weltweit ist bisher kein einziger Fall dokumentiert. Ausgedacht hat sich das Peinlichkeitsszenario ein Hygieneartikler für seinen Werbespot. Darin schaut ein Mann einer Frau fröhlich beim Ausziehen zu, bis eine weiße Slipeinlage durch ihr dunkles Höschen blitzt – alles aus, Schamkatastrophe perfekt. Eine Bindenparty hat der Hersteller jetzt auch erfunden.

Strenge Einlasskontrolle, schwarzer Dresscode und for women only. Versprochen wurde der „perfekte Partner für alle Frauen, die schwarzes Outfit bevorzugen“. Der Partner ist eine schwarze Damenbinde, deren tägliche Anwendung dringend empfohlen wird. Hatte irgendjemand die Weltsensation bisher vermisst? Peinlichkeit wird zu unterschiedlichen Zeiten höchst verschieden definiert. In den Sechzigerjahren fand beispielsweise eine vom Sauberkeitswahn geplagte Müttergeneration die Vorstellung peinlich, ihr Kind könnte einen schlimmen Autounfall haben, auf dem OP-Tisch landen und sich mit nicht ganz astreiner Unterwäsche vor dem gesamten Krankenhaus blamieren. Insbesondere Mädchen mussten vor längeren Touren deshalb prophylaktisch ihre besten Garnituren anziehen. In meinem Fall war für die unfallträchtige Italienreise eine Kombination aus blauem Hemd und Höschen in Jeansoptik obligatorisch. Dabei wusste jedes Kind, dass diese Form der Urlaubsvorbereitung Unfug war. Was das medizinische Personal gegebenenfalls von der eigenen Unterwäsche halten würde, konnte einem doch wirklich egal sein. Und von Ärzten, die sich weigerten, abgerissene Arme oder Ohren anzunähen, nur weil das Hemdchen einen leichten Grauschleier aufwies, war nichts bekannt. Eine gewisse Skepsis gegenüber Bekleidungsvorschriften ist nach diesen Kindheitserfahrungen geblieben.

Zu Beginn der Bindenparty wurden meiner Freundin und mir blaue Bändchen ums Handgelenk gebunden. Ob wir damit als Vertreterinnen der Presse ausgewiesen oder als Verwenderinnen von Tampons diffamiert wurden, war mir nicht klar. Andere Frauen hatten es besser und erhielten Coupons anstelle der Bändchen. Ohne Coupon gab es dann leider keinen Kräuterschnaps. So ging’s schon mal los. Als Inhaberinnen des Bändchens konnten wir uns jedoch relativ frei von einem in den anderen Raum bewegen. „Bändchen? Okay!“ Gegenüber den Schnapstrinkerinnen, die alle aus der Hygienebranche zu kommen schienen, befanden wir uns stimmungsmäßig jedoch von Anfang an im Nachteil. Im Unterschied zur Kräuterschnapsfraktion, die wie am Spieß zu schreien begann, als auf der Bühne jede Menge schwarzer Männer in Unterhosen auftauchten, blieben wir relativ cool. Sie guckten schmutzig, schüttelten Pobacken, schwangen Ketten, huh!, und machten Fickbewegungen, aahhh! Wer hier nicht auftauchte, war die aus Verteil-, Dry- und Saugvlies sowie Auslaufschutz und Klebestreifen bestehende völlig sinnlose Weltsensation in Schwarz.

Das muss man sich mal vorstellen: Eine Produktparty, wo die Hauptsache auf dem Klo versteckt gehalten wird. „Da sind sie!“ „Die sacken wir ein!“ Zeitweilig brach auf den Toiletten, wo das Mysterium schlapp über den Spülkästen hing, die völlige Ekstase los. Gruppenweise rannten beschwipste Frauen von Tür zu Tür, um sich einen Jahresbedarf des hippen Auslaufschutzes zusammenzuraffen. Und vergaßen dabei eins: Echte Partygirls müssen ihre Unterwäsche nicht sauber halten. Sie tragen keine.

HEIKE RUNGE