Wem gehört der Castor im Internet?

Behälterbauer „Gesellschaft für Nuklearservice“ macht den Atomkraftgegnern die Internetadresse „castor.de“ streitig

BERLIN taz ■ Vor einem Jahr wurden die Juristen der Gesellschaft für Nuklearservice beim Surfen im Internet plötzlich stutzig. „Castor nix da“ mussten sie unter der Adresse lesen, die so hieß wie ihr Container für Atommüll. Die Hersteller der Behälter erfuhren auch, warum ihr Castor der „Pannen-Castor“ genannt wird.

Moritz Both war einfach schneller als sie. Bereits 1997 hatte er mit zwei Freunden die Internetadresse „castor.de“ reserviert und darunter Texte gegen die Atomkraft veröffentlicht. „Als ich keine Zeit mehr zum Betreuen der Seiten hatte, habe ich die Weiterleitung auf die Homepage der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg eingerichtet“, erzählt Both. Später beschloss er, den organisierten Atomkraftgegnern seine Adresse zu schenken. Doch daraus wurde nichts. Die Gesellschaft für Nuklearservice verhinderte bei der Deutschen Vergabestelle für Internetadressen (Denic) die Eintragung eines neuen Besitzers und schickte Moritz Both einen Brief. Darin teilte sie ihm mit, dass die Marke Castor auf ihren Namen eingetragen sei. Both möge doch bitte schön die Adresse den Behälterbauern überlassen.

Moritz Both ist dazu nicht bereit. „Ich will, dass die Adresse weiterhin politisch genutzt wird.“ Und die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg will, dass sie das versprochene Geschenk noch bekommt und ihre Seiten unter „castor.de“ erreichbar bleiben. Sie unterstützt Both mit dem Hamburger Rechtsanwalt Meison Amer. „Würden die jetzigen Besitzer die Adresse gewerblich nutzen, hätten sie vor Gericht keine Chance“, gesteht Amer. Aber in diesem Falle gehe es um mehr. „Der Name ‚Castor‘ existiert im Bewusstsein der Öffentlichkeit weniger als Produktname, sondern als Synonym für die politische Auseinandersetzung um Sinn und Unsinn der Atomtransporte“, argumentiert Amer. Daher könnten sich die Hersteller nicht aufs Markenrecht berufen. Dass die Castor-Bauer nachgeben, glaubt er nicht. „Wir stehen erst am Anfang der Auseinandersetzung.“

Die Gesellschaft für Nuklearservice hat übrigens nicht nur die Reservierung von „castor.de“ verschlafen. Die Adresse „nuklearservice.de“ gehört ihrer Konkurrenz. RALF GEISSLER

Castorbauer unter www.gns-nuklearservice.de