Das E-Werk wird zur „Expert Factory“

Das ehemalige Abspannwerk wird an eine Computerfirma verkauft. Planetcom ist in die Planung einbezogen

Lange Zeit war es still um das E-Werk, nachdem sich vor vier Jahren die Tore der legendären Partylocation in Mitte geschlossen hatten. In zwei Jahren soll jedoch wieder Leben in das ehemalige Abspannwerk Buchhändlerhof einziehen. Der Besitzer, die Bewag, kündigte gestern den Verkauf des denkmalgeschützen Geländes an der Mauerstraße an.

Neuer Eigentümer des denkmalgeschützten Industriebaus ist das Berliner IT-Unternehmen SPM Technologies. Bis zu 500 Mitarbeiter sollen ab 2003 im neuen Firmensitz Netzwerksysteme für Großunternehmen entwickeln. Für Kauf und Umbau von 20.000 Quadratmetern Nutzfläche, die auf dem Gelände brachliegen, will das Unternehmen insgesamt 91 Millionen Mark ausgeben.

„Nach neunmonatigen Verhandlungen haben wir jetzt eine echte Win-Win-Situation erzielt“, freute sich Hans Achim Grube von der Bewag in reinstem Businesskauderwelsch. Was er damit meinte: Von diesem Deal profitierten alle beteiligten Seiten. „Trotzdem sehen wir den Verkauf auch mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, so Grube weiter. Denn einerseits freue man sich über die erzielte Lösung, andererseits bedauere man auch ein bisschen die Veräußerung eines der „interessantesten Orte in Berlins historischer Mitte“.

Ein freudestrahlendes Gesicht präsentierte auch Holger Friedrich, Geschäftsführer von SPM Technologies. Er sehe das E-Werk als idealen Platz für sein Unternehmen, denn man habe damit nicht nur einfach neue Räume, sondern „Raumerlebnisse“ gefunden. Bestandteil des Konzepts sei auch, dass das Gelände nach der Sanierung für die Öffentlichkeit zugänglich bleibe. In den Hallen im Erdgeschoss seien für die Zukunft „Ausstellungen, gastronomische Nutzungen und Klubsituationen“ geplant. „Die „andere“ Kultur muss nicht verloren gehen“, betonte Friedrich. Deswegen arbeite man mit dem ehemaligen E-Werk-Betreiber und Love-Parade-Veranstalter Planetcom zusammen.

Welche öffentliche Nutzung dabei den Zuschlag bekommen wird, müsse man noch verhandeln. Bis Baubeginn dürfe Planetcom jedoch in den „heiligen Hallen“ das alte E-Werk für einige Revivalpartys wieder aufleben lassen. DANIEL FERSCH