Umwelt bleibt vermint

■ Affinerie baut lieber Krankenstation, als aus Dreckschleuder auszusteigen

„Die Norddeutsche Affinerie steht für intelligentes Kupfer. Hamburg ist eben eine Kupferstadt. Das ganze Kupfer Europas muss durch uns durch. Ein zukunftsträchtiges Beispiel für unsere selektive Vorwärtsintegration unter Nutzung von Win-Win-Chancen ist das Projekt Dünnbandgießen.“ Eine Hauptversammlung der Norddeutschen Affinerie NA ist ein Sammelbecken schöner Sätze. Für die Aktionäre im Congress Centrum CCH war der Satz von Vorstandschef Werner Marnette: „Wir bitten Sie heute um Zustimmung, aus dem jahresüberschuss die Ausschüttung einer Bar-Dividende von 0,75 Euro pro Aktie vorzunehmen“ allerdings wohl der bemerkenswerteste.

Die NA gibt sich imagebewusst. Früher mal als „größte Dreckschleuder Hamburgs“ verschrieen, führt Marnette heute gern die Worte Sauberkeit und Umweltbewusstsein im Mund. So zeigt sich das Unternehmen auch bemüht, sich als Wohltäter in Papua-Neuguinea zu präsentieren. Im Vorjahr hatten die NaturschützerInnen von „Rettet die Elbe“ scharfe Kritik an der NA geübt, weil sie enge Geschäftsbeziehungen mit der Kupfermine OK Tedi in Neuguinea unterhält – eine Mine, die die Umwelt massiv verseucht. Auf der gestrigen Hauptversammlung der NA widmete sich Marnette ausführlich diesem Thema, „weil es uns wichtig ist, einen Beitrag zur Verbesserung der sozialen Strukturen vor Ort zu leisten“. Das heißt allerdings nicht, dass NA auf eine Stilllegung der Mine drängt: „Das bewirkte zwar eine relativ schnelle Entlastung der Umwelt, hätte jedoch erhebliche negative wirtschaftliche Folgen für Papua-Neuguinea“, begründet Marnette. Und wenn die NA – „die im Umweltschutz führende Hütte“ – bei OK Tedi aussteige, würden andere „internationale Wettbewerber, dann aber vermutlich unter umweltmäßig erheblich schlechteren Bedingungen“ die Rolle der NA übernehmen. Unter dem Beifall der Aktionäre verkündete Marnette, man werde stattdessen vor Ort eine lokale Krankenstation aufbauen. Für Herbert Nix von „Rettet die Elbe“ stiehlt sich die NA damit aus der Verantwortung.

Das hat die Jubelstimmung aber nicht verdorben: Die NA bleibt der größte Kupferverarbeiter Europas. Der Umsatz ging um 67 Prozent nach oben, der Reingewinn liegt bei 69 Millionen Euro. Peter Ahrens