„Das Beste für die Patienten“

Elmar Wille, stellvertretender Präsident der Berliner Ärztekammer, sieht es nicht als Aufgabe der Ärzte an, über die Finanzierung der Arzneimittelkosten nachzudenken

taz: Mit der Aktionswoche benutzen die Ärzte die Patienten als Werkzeug für ihre politischen Ziele. Mit welchem Recht?

Elmar Wille: Seit der letzten Aktion vor fünf Monaten hat sich nichts geändert. Die neue Bundesgesundheitsminsterin hat uns zwar vollmundig versprochen, den angedrohten kollektiven Arzneimittelregress nicht durchzuführen. Doch zurückgenommen hat sie die Sippenhaft für uns noch nicht.

Niemand will den Regress vollstrecken, und Ulla Schmidt ist seit erst zwei Monaten im Amt. Lassen Sie ihr doch etwas Zeit.

Wenn man solche Dinge ankündigt, muss man sie sofort umsetzen. Das würde als positives Signal an kommen. So hat jedermann die Vermutung, dass der Kollektivregress doch irgendwann wieder einmal als Trumph benutzt wird, gegen den man irgendwas anderes gegenrechnet. Nach dem Motto: Wenn ihr uns das und das gebt, erlassen wir euch den Regress.

Wegen dieser Furcht nehmen Sie die Patienten in Geiselhaft?

Wie kommen Sie darauf? Sie werden doch versorgt. Der Notdienst steht in der Woche bereit. Wir starten diese Aktionswoche, damit die Versorgung der Patienten auf längere Sicht nicht schlechter wird.

Ihre Kollegen in Hessen hingegen haben das Arzneimittelbudget im Griff. Berlin hingegen liegt bei den Ausgaben an der Spitze. Warum?

Wenn beispielsweise Augenärzte für jeden Patienten im Quartal 10 Mark im Budget haben, können sie die Berliner nicht auf dem neuesten Niveau versorgen. Diese innovativen Mittel werden erheblich weniger verordnet als anderswo. Außerdem haben wir in Berlin eine andere Krankheitsstruktur als etwa in Hessen. In Berlin leben 4 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber in der Stadt wohnen 20 Prozent der HIV-Patienten. Dasselbe gilt für Tuberkulose. Diese Dinge werden nie gesehen.

Machen Sie einen Vorschlag, wie Sie die Arzneimittelausgaben senken wollen?

Als Arzt pflege ich ein Vertrauensverhältnis zu meinen Patienten. Ich will ihnen das Beste geben. Und es ist nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken, wo das Geld herkommt. Das ist das Problem von Versicherung und vielleicht noch der Politik.

INTERVIEW: ANNETTE ROGALLA