Schlachtungen im Münsterland

Fünfter Maul- und Klauenseuchenfall in den Niederlanden diagnostiziert. Massenviehtötung in Nordrhein-Westfalen. In Großbritannien schon 560 Seuchenfälle

BERLIN/DEN HAAG/LONDON ap/dpa Allen Schutzmaßnahmen zum Trotz breitet sich die Maul- und Klauenseuche weiter aus. In den Niederlanden wurde gestern der fünfte MKS-Fall festgestellt. Wie das Agrarministerium in Den Haag mitteilte, handelt es sich um eine Kälberzucht in Oene im östlichen Gelderland. Es ist der zweite verseuchte Hof in dem Dorf, der auch als Ansteckungsherd gilt. Das Virus ist vermutlich durch irische Kälber in die Niederlande gelangt, deren Transport im französischen Departement Mayenne eine Zwischenstation einlegte. Dort trat die MKS ebenfalls auf.

Im grenznahen Münsterland begann die Massentötung von rund 4.000 Schweinen und mehreren hundert Rindern, die erst vor kurzem aus Gelderland importiert worden waren. Die Behörden hoffen, das Übergreifen der Seuche auf Deutschland verhindern zu können. Bis gestern meldete das NRW-Landwirtschaftsministerium keinen Verdachtsfall.

NRW-Agrarministerin Bärbel Höhn forderte erneut Vorbeugeimpfungen. Wenn man die Seuche vor der eigenen Haustür habe, gewinne man eine andere Sicht. Das Argument, geimpfte Tiere seien auf dem Weltmarkt nicht absetzbar, greife nicht. Auch in Asien und Lateinamerika gebe es MKS-Fälle, in die USA könnten die Tiere schon jetzt nicht verkauft werden.

Dramatisch entwickelt sich die Lage in Großbritannien. Dort stieg die Zahl der MKS-Fälle bis gestern auf 560. Agrarminister Nick Brown kündigte eine Ausweitung der Massenschlachtungen an. Bislang sind in Großbritannien wegen MKS bereits eine halbe Million Tiere notgeschlachtet worden oder sollen noch gekeult werden. Nach Ansicht eines wissenschaftlichen Regierungsberaters könnte die Hälfte des britischen Viehs MKS zum Opfer fallen. Nach dem MKS-Ausbruch in Irland wollte die Regierung in Dublin bis heute 40.000 Tiere töten lassen.

In Frankreich machte das Agrarministerium nach einem zweiten Seuchenausbruch zunächst einen betrügerischen Tierhändler für die Verbreitung verantwortlich. Inzwischen wurde der Mann vom Agrarministerium entlastet. Er habe nicht illegal britische Schafe verkauft, so ein Oberstaatsanwalt. In den Niederlanden wird noch gegen Viehimporteure ermittelt.

Die EU-Staats-und Regierungschefs äußerten sich auf ihrem Gipfeltreffen in Stockholm „besorgt über die ernste Lage“ in der europäischen Landwirtschaft. Sie betonten aber, dass es keine zusätzlichen Mittel aus der EU-Kasse geben werde.