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Jobversprechen als Zahlenspiel

Airbus schafft für Werk Finkenwerder 950 neue Arbeitsplätze in diesem Jahr  ■ Von Peter Ahrens

Der Bürgermeister freut sich und erkennt „große Impulse für die Region“, die Gewerkschaft IG Metall ist hochzufrieden, der Arbeitgeberverband spricht von „Vorbildcharakter“ und einem „positiven Zeichen“ – die Allianz der einflussreichen Freunde des EADS-Airbus-Konzern ist wieder versammelt. All die, welche den A380 gegen den Protest von UmweltschützerInnen und Obstbauern durchgesetzt haben, gehörten auch gestern zu den eifrigsten GratulantInnen, als EADS verkündete, bundesweit in diesem Jahr 1500 zusätzliche Stellen zu schaffen. 950 davon sollen in Hamburg entstehen, kündigte Vorstandschef Hans-Joachim Gante auf dem Werksgelände in Finkenwerder an.

Wie viele der geschaffenen Jobs jetzt tatsächlich mit dem A380 zusammenhängen, das „ist natürlich schwierig, anhand von Köpfen abzuzählen, da viele Ingenieure bei uns ja nicht nur an einem Projekt arbeiten“, schränkt der Unternehmenschef ein. 400 von den 1500 Neueinstellungen, schätzt Gante, dürften mit dem umstrittenen neuen Airbus-Projekt zusammenhängen – verteilt auf mehrere Standorte in Norddeutschland.

Die von EADS immer wieder genannte Zahl von 2000 Jobs, die allein in Hamburg durch den A380 kommen sollten, sei dennoch „wirklich nicht aus der Luft gegriffen“ und eine „Mindestzahl“, wobei er auf die kommenden Jahre verwies – und gleich schon klar machte, dass bei dem gesuchten Jobprofil der Hamburger Arbeitsmarkt nur begrenzt von den Neueinstellungen profitiert. „Wir suchen hochqualifizierte Ingenieure, die wollen wir uns von den Hochschulen holen, nicht nur aus der Region, sondern auch überregional.“ Auf etwa die Hälfte der 1500 Stellen treffe das zu – InformatikerInnen, Luft- und Raumfahrtingenieure, MaschinenbauerInnen. Die anderen 50 Prozent – das sind FacharbeiterInnen, MalerInnen, ElektrikerInnen und LackiererInnen, die wolle man sich auf dem Hamburger Arbeitsmarkt suchen.

Der Bau des A380 ist jedenfalls nur ein Mosaikstein, mit dem EADS sein ausgeweitetes Personalkonzept begründet. Der Konzern hat ohnehin volle Auftragsbücher, ist theoretisch mit 1626 Aufträgen bis ins Jahr 2006 ausgelastet. Ein Rekordumsatz von 17 Milliarden Dollar macht es dem Konzern leichter, künftig noch mehr Flugzeuge auszuliefern als bisher. „Jeden Tag verlässt demnächst ein Flugzeug die Endmontage entweder in Toulouse oder in Hamburg.“

Die Zahl von 22.000 Beschäftigten in Deutschland, die Airbus vor gut zehn Jahren mal hatte, wird das Unternehmen allerdings auch bei weiteren Wachstumszahlen nicht mehr erreichen. EADS plant für Ende des Jahres mit 16.500 Beschäftigten und auf Dauer mit knapp 18.000. Die dahin noch fehlenden 1500 müssten denn also schon allesamt in Hamburg entstehen und allein für den A380 geschaffen werden, wenn Konzern und Senat ihr Jobversprechen für den Super-Airbus einlösen wollen.

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