Rabat hüpft EU von der Angel

Besonders problematisch für die spanische Fischwirtschaft: Das Fischereiabkommen zwischen der EU und dem nordafrikanischen Königreich Marokko ist geplatzt

MADRID taz ■ Der letzte Versuch, ein Fischereiabkommen zwischen der EU und Marokko auszuhandeln, ist gescheitert. „Es gibt keinerlei Spielraum mehr“, erklärte der Fischereiminister des nordafrikanischen Königreichs, Said Chbaatou, als er gestern aus Brüssel abreiste. „Trotzdem sind wir zu weiteren Treffen bereit.“ Doch der EU-Kommissar für Landwirtschaft und Fischfang, Franz Fischler, will davon nichts wissen. Er hat bereits im Vorfeld erklärt, dass das gestrige Treffen das letzte sei.

Vier Monate hatte der Österreicher versucht, ein neues Abkommen auszuhandeln. Rabat hatte bei sechs Treffen immer wieder neue Bedingungen gestellt. Chbaatou möchte vor allem einen höheren Preis für die Ausbeutung der Fischfanggründe erzielen. Außerdem wollte Rabat, dass sämtliche Fische in Marokkos Häfen entladen und weiterverarbeitet werden. Die Europäer sollten dazu per Direktinvestitionen beitragen.

Die EU unterhält mit 26 Ländern Fischereiabkommen. Das wichtigste war das mit Marokko. Zuletzt zahlte die EU 125 Millionen Euro pro Jahr und akzeptierte lange biologische Fangpausen und die Verpflichtung, immer mehr marokkanische Seeleute anheuern zu müssen.

525 europäische Boote, davon über 300 spanische, die bisher in marokkanischen Gewässern fischten, liegen seit Auslaufen des Abkommens im Herbst 1999 tatenlos in den Häfen. Was jetzt mit den Fischern geschieht, weiß keiner. Bisher wurde ihnen von Brüssel der Verdienstausfall erstattet. Doch nach dem Scheitern der Verhandlungen wird vor allem Spanien kaum um eine Umstrukturierung des Sektors herumkommen. Davon betroffen sind neben Galizien auch die Kanarischen Inseln. Beide Regionen leben stark vom Fischfang.

Spaniens Fischereiminister Miguel Arias Cañete erklärte gestern, dass nur die Hälfte der Boote in neuen Fanggebieten unterkommen werde. Er versprach, dass die Regierung in besonders von der Fischerei abhängigen Regionen künftig eine spezielle Industriepolitik betreiben wird. In Spanien leben 85.000 Menschen direkt von der Fischerei und 425.000 von der Weiterverarbeitung. REINER WANDLER