Waschen, fönen, legen

■ „Osterei fürs Tierheim“ – gegen eine Spende für frauchenlose Tiere gibt es eine fachgerechte Rundumpflege für den eigenen kleinen Liebling

Die fünfjährige Molly sitzt brav auf dem Tisch und lässt sich verwöhnen. Hin und wieder jault die schwarze Tibet-Terrierin kurz auf – entweder zwickt die Schere oder sie fühlt sich beim Bürsten zu grob behandelt. Der ehemalige Hunde-salon von Irmgard Dege-Neumann – heute eine „Fachschule für Hundepflege“ – ist eine Mischung aus Frisörsalon und Tierarztpraxis: Tuben und Tiegel stehen neben Kämmen und Scheren, überall hängen Hundeposter. Eine „fachgerechte Pflege dauert etwa drei Stunden“, sagt die Besitzerin – da wird entfilzt, geschoren, gebadet und frisiert. Jetzt, nach dem Winter, werden auch die Haare an den Pfoten „ausgeschnitten“. Der Spaß kostet meist zwischen 60 und 70 Mark.

Wenn die gelernte Tierpflegerin in Bremen ist, stellt sie ihre Fachkenntnisse in den Dienst des Tierschutzes. Seit vier Jahren schneidet und wäscht die aufgeschlossene Dame „im pensionsfähigen Alter“ gegen Spenden für das Tierheim. Dabei kommen jedesmal über 1000 Mark zusammen. Genug, um die derzeit 70 Heim-Hunde, darunter viele unvermittelbare Kampfhunde, ein paar Tage mit dem nötigen Futter zu versorgen.

Im Alltag hält Irmgard Dege-Neumann deutschlandweit Seminare über „ganzheitliche Hundepflege“ ab und bietet Weiterbildungen für TierarzthelferInnen an. „Das sind Drei-Wochen-Kurse, aber die Ausbildung dauert ein Leben lang.“ Nebenbei schreibt die erfahrene Tierpflegerin für Fachzeitungen. Ihr zweites Buch über Hundepflege ist gerade in Arbeit.

Mit ihren KundInnen verbindet die agile Expertin die Liebe zum Tier. Die Augen der Hunde-Mama glänzen, wenn sie von den Vierbeinern spricht. Sie selbst hat fünf Hunde – Pudel und Schih-Tzus. Diese „kleinen Löwen“, die in etwa so aussehen wie zottelige Mops-Hippies, hat sie früher selbst gezüchtet. Seit 30 Jahren arbeitet die ehemalige Hundesalon-Besitzerin mit Tieren, seit fünf Jahren kümmert sie sich nur noch um ihre in Deutschland einzigartige Fachschule. Dege-Neumann weiß, was für ihre Arbeit wichtig ist: „Viel Körperkontakt, immer sprechen und streicheln“ – dann fühlen sich die Tiere pudelwohl.

In der Tat: Molly ist erstaunlich ruhig und lässt das gesamte Programm ohne Knurren über sich ergehen. Sie kennt ihre Frisörin, seit sie klein ist. Auch der weitsichtige Zwergi, ein fast 16-jähriger Pudel, wird Zeit seines Lebens zum Schönmachen hierher gebracht. Viele BesitzerInnen gehen während der stundenlangen Prozedur einkaufen – „das ist eine Sache des absoluten Vertrauens“, freut sich Dege-Neumann, „die meisten sind froh, wenn sie etwas anderes machen können.“ Alle sechs bis acht Wochen sollte die Pflege derart ausführlich ausfallen. „Tante Neumann“ – so wird sie von ihren KundInnen liebevoll genannt – glaubt, dass hierzulande bald alle Hunderassen in den Salon gebracht werden. In Amerika sei das bereits Usus. „Das ist eine Art Pflegepsychose. Die Poren müssen tiefrein sein, genauso wie beim Menschen.“ Deshalb habe der Beruf des Hundefachpflegers Zukunft, obwohl er nicht staatlich anerkannt ist.

Die wohltätige Tierkosmetik – auch für Katzen – läuft noch bis Ostern. Anmeldungen unter 794 85 61. db