Starke Hämmer

■ ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen beraten Wege der Schmerztherapie

Der Anfang von Magrit Zellers Schmerzkarriere war eine Schuppenflechte am Fuß. „Psoriasis Pustulosa“ diagnostizierte ihr Arzt, aber heilen konnte er die Krankheit nicht. Bald konnte Magrit Zeller vor Schmerzen kaum noch Auftreten. Alle Behandlungen schlugen fehl. Schließlich suchte sie den Hamburger Schmerztherapeuten Dieter Jungck auf. Der behandelte sie mit Morphin. Die Schmerzen wichen und bald darauf auch die Flechte. Als Magrit Zeller wieder zu ihrem Hausarzt ging, meinte der nur: „Da hatte meine Behandlung wohl eine Spätwirkung.“

Schmerztherapie gilt vielerorts immer noch als „Quacksalberei“. Dabei ist die Algesiologie – die Wissenschaft vom Schmerz – inzwischen weit fortgeschritten. Das wird auch beim „Schmerztag 2001“ festzustellen sein, auf dem heute im Hamburger Ärztehaus MedizinerInnen und PsychotherapeutInnen ihre Erfahrungen mit der Schmerzkrankheit austauschen. Von Schmerzkrankheit wird gesprochen, wenn Schmerzen so stark werden, dass alles andere davor in den Hintergrund tritt. Der Schmerz verliert seine biologische Schutzfunktion, er tut einfach nur noch weh. Häufig kommt es zu Depressionen und Suizidgedanken. Die Schmerztherapie kombiniert daher medikamentöse Behandlung mit Psychotherapie.

Die Kritik, sie würden zu sehr auf suchtverursachende Medikamente wie Morphin setzen, ficht die FachärztInnen nicht an. Für Jungck ist Schmerzlinderung die wichtigste Aufgabe eines Arztes: „Schlimmer als mögliche Suchtgefahren sind die öffentlichen Vorurteile gegen alle schweren Medikamente.“ Immer wieder bekämen PatientInnen in der Apotheke zu hören: „Das sind aber starke Hämmer, die Sie da nehmen.“ nw