„Schlag ins Gesicht“: kein Geld für die Kleinsten

■ Sozialressort erteilt BEK Absage für Betreuung von Kindern unter drei Jahren

Die Pläne der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), 40 Tageseinrichtungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen, sind vorerst gescheitert. Die Bremer Sozialbehörde ist angesichts der „angespannten Haushaltslage“ zu Zuschüssen nicht bereit. Ältere Kinder mit Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hätten Vorrang, hieß es dazu aus dem Ressort.

„Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht“, sagte Ilse Wehrmann von der BEK zu der Absage, die ihr gestern ins Haus flatterte. Die Kirche hatte die begehrten Betreuungsplätze, die die öffentliche Hand zu etwa 70 Prozent hätte finanzieren müssen, schwerpunktmäßig in Walle und in der Neustadt einrichten wollen.

Gegenwärtig haben es in Bremen besonders Eltern kleinerer Kinder schwer, einen Platz in einer Tageseinrichtung zu bekommen: Laut Hans-Peter Dick, Sachgebietsleiter im Amt für soziale Dienste, beträgt der Versorgungsgrad sieben bis acht Prozent. Schätzungen zufolge wollen aber rund dreißig Prozent der betroffenen Eltern solche Angebote. Vor allem Elterninitiativen, die von der Stadt finanziell gefördert werden, stellen gegenwärtig Plätze zur Verfügung.

Dick hält es durchaus für wünschenswert, dass das Angebot in Zukunft steigt. Eine Ausweitung mit Hilfe städtischer Mittel sei jedoch erst dann möglich, wenn die Zahl der drei- bis sechsjährigen „Rechtsanspruchskinder“ zu sinken beginne – also etwa im Jahr 2003. In der jetzigen Situation stehe für das kommende Kindergartenjahr kein Geld zur Verfügung. Dick wollte jedoch nicht ausschließen, dass nach Abschluss der Planungen im Mai nicht vielleicht doch Zuschüsse für wenigstens einen Standort möglich seien.

Die Absage war gestern eine besonders bittere Pille für die BEK. Denn der Landesverband evangelischer Kindertageseinrichtungen war zu einem Kongress zusammengekommen – Thema: „Bildungsprozesse in Kindertagesstätten und Horten“. Tenor: Nicht mehr Themenwissen sei Kindern zu vermitteln, sondern Wissen, wie sie sich die komplexe Welt von morgen erschließen können. So genannte „Metakompetenzen“ wie Konfliktbewältigung, einander-zuhören-Können oder Teamfähigkeit seien die Kompetenzen der Zukunft, so die Professoren Wassilios Fthenakis und Hanns-Stephan Haas. Umso mehr müsse Bildung ein von der Krippe bis zur Uni, von der Familie bis zur Erzieherin umfassendes Konzept sein. Umso schlimmer, so die Stimmung gestern, wenn dieses Konzept in Bremen – zumindest für die Kleinsten – noch weiter Theorie bleiben muss. hase/sgi