Ich will endlich stolz sein!

betr.: ZwangsarbeiterInnenentschädigung

[...] Den Zwangsarbeitern wurde in vieler Hinsicht in der Vergangenheit Unrecht angetan, welches dankenswerterweise wenigstens zum Teil historisch aufgearbeitet wurde. Das Geld, um das es hier geht, ist allerhöchstens eine Anerkennung der geleisteten Zwangsarbeit. Mehr nicht.

Es wird ein zweites Unrecht an diesen Menschen begangen. Das jahrzehntelange Ignorieren von Schuld und Verantwortung und das spätere Herumtaktieren hat nicht nur zu der fälligen Einigung über diesen Entschädigungsfonds geführt, sondern auch dazu, dass viele Betroffene mit der Gewissheit gestorben sind, dass Deutschland seine Probleme immer noch mit dem Tod löst, wenn auch hier mittels der neuen deutschen Tugend, „dem Aussitzen“.

Der Zeitpunkt, stolz darauf zu sein, es nunmehr in diesem Jahrtausend geschafft zu haben, Verantwortung zu zeigen und Schuld zu bekennen, ist schon vor dem ersten Richterspruch von Frau Kram vertan gewesen. [...] Die gebetsmühlenartige Wiederholung des Begriffs „Rechtssicherheit“ klingt angesichts des Sterbens von 4.500 Berechtigten jeden Monat nur noch zynisch. [...] Ich glaube, dass es unter den 82 Millionen Bundesbürgern Menschen gibt, die ebenso denken und keinen Tag mehr Menschen sterben lassen wollen mit der Gewissheit, dass es „Rechtssicherheit“ nur für deutsche Firmen gibt.

Wenn jeder nur 122 Mark auf ein Sammelkonto überweist, könnten umgehend die Auszahlungen durch Stiftung bzw. Bundesregierung an die Berechtigten folgen. Und wer sich seiner eigenen Finanzsicherheit bewusst ist, kann entsprechend mehr einzahlen, um für die mitzuzahlen, die willens, aber nicht in der Lage sind zu zahlen.

Ich erwarte auch keine „Rechtssicherheit“, dieses Geld als Spende von der Steuer absetzen zu können. Ich will einfach nur helfen und stolz darauf sein können. [...] SILKE KOCH, Remscheid