Kommentar
: Den Stab brechen

■ Warum es in Hamburg besser gar keinen Lehrstuhl für Theologie mehr geben sollte

Der Islam ist seit Langem die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland. Da ist es nur folgerichtig, einen Lehrstuhl für islamische Theologie einzufordern. Denn eigentlich verlangen die Muslime nur, dass der Islam wie die beiden christlichen Konfessionen behandelt wird.

Und da stellt sich die Frage: Ist es überhaupt nötig, an einer Universität Theologie anzubieten? Muss tatsächlich der Staat eine Ausbildungsstätte finanzieren, an der der Nachwuchs für die katholische beziehungsweise die evangelische Kirche herangezogen wird? Auch wenn der ehemalige Präsident der Hamburger Universität betont, dass die beiden Kirchen in Hamburg angeblich keinen Einfluss auf die Berufung der Professoren haben, wird doch an diesen Fakultäten alles andere als kritische oder gar den eigenen Fachbereich infrage stellende Wissenschaft betrieben.

Der Umgang der katholischen Oberen mit Dozenten, die ihnen nicht hundertprozentig folgen, ist bekannt. Und auch bei den Protestanten wird nur vermittelt, was den Ansichten der Kirche nicht zuwiderläuft. Das hat mit der verfassungsmäßigen Freiheit der Lehre nur wenig zu tun.

Die Tradition der christlichen Kirche hatte großen Einfluss auf das Abendland. Deren Geschichte sollte genau erforscht werden. Deren Lehre hat allerdings heute nichts mehr an den Universitäten zu suchen. Bevor ein Lehrstuhl für islamische Theologie eingeführt wird, sollte man eher überlegen, die christlichen abzuschaffen.

Eberhard Spohd