Gegen Klaps auf Kinderpo

Promi-Club gegen Gewalt in der Erziehung gegründet. Auch Klaus Böger und Peter Strieder wollenals Botschafter „Mehr Respekt vor Kindern“ beweisen. Elternbriefe und Sommerparty geplant

von JULIA HARBECK

Seit dem Wochenende haben Klaus Böger und Peter Strieder einen neuen Job: Die SPD-Senatoren für Jugend beziehungsweise Stadtentwicklung sind jetzt auch Botschafter – und zwar im Berliner Club „Mehr Respekt vor Kindern“. Initiatoren der Kampagne sind der Arbeitskreis Neue Erziehung, die Deutsche Liga für das Kind und das Kinderschutz-zentrum. Ein Schwerpunkt soll auf die Kindergärten gelegt werden. Kleine Kinder sind Studien zufolge besonders von elterlicher Gewalt betroffen. Geplant sind Info-Veranstaltungen, mehrsprachige Elternbriefe und eine Sommerparty.

Der Hintergrund der Clubgründung: Seit November letzten Jahres ist das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert. „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen“ sind unzulässig. Theoretisch. Sanktionen gegen Eltern, die Gewalt ausüben, sind mit der BGB-Norm nicht verbunden. Stattdessen werden deutschlandweit Promi-Clubs gegründet, die im jeweiligen Bundesland Eltern informieren und Kindern helfen sollen. Auch nach der BGB-Änderung wisse kaum einer, was wirklich dahinter stehe, sagte Hamburgs Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit bei der Clubgründung im Französischen Dom: „Jetzt brauchen wir ein verändertes Leitbild.“

Dass es noch kein gemeinsames Leitbild gibt, wurde am Freitagabend deutlich. Peschel-Gutzeit erwägte grundsätzlich auch eine Strafverfolgung misshandelnder Eltern. „Es wird Sanktionen geben müssen.“ Restaurantbesitzerin Ada Withake-Scholz befürchtete umgekehrt, Eltern könnten staatliche Behörden eines Tages vor Gericht bringen: „Was ist, wenn es Klagen gegen die Lebensumstände und finanzielle Nöte gibt?“ Der Stress der modernen Arbeitswelt verhindere oft Geduld und Zeit für die Erziehung der Kleinen. Auch der Kinderarzt Anno Dittmer machte sich dafür stark, Mütter und Väter nicht mit Hilflosigkeit und schlechtem Gewissen allein zu lassen. „Eltern brauchen nicht nur Verbote. Man muss ihnen auch sagen, was sie tun sollen.“ Für Jörg Maywald von der Deutschen Liga für das Kind bedeutet das auch, Grenzen zu setzen. Er wandte sich damit gegen die Forderung, Kinder als gleichwertige Gesprächspartner zu behandeln. „Kinder haben auch das Recht, geführt zu werden.“

Infos im Internet: www.mehr-respekt-vor-kindern.de