Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Das Sündenregister von Milošević in Den Haag umfasst Gräueltaten wie Mord und Vertreibung, denen die Kosovo-Albaner zum Ofer fielen

BERLIN taz ■ Seit Mai 1999 ist Jugoslawiens früherer Präsident Slobodan Milošević vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt. Anklage und Haftbefehl, die am 2. Januar dieses Jahres erneuert wurden, werfen ihm Verstöße gegen die internationalen Bestimmungen zur Kriegsführung, Verfolgung aus rassistischen und politischen Gründen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

So heißt es unter anderem in der Anklageschrift: „Am oder um den 25. März 1999 wurden die Dörfer Velika Kruša und Mali Kruša/Krushe e Mahde und Krushe e Vogel (in der Gemeinde Orahovac/Rahovec) von Truppen der Bundesrepublik Jugoslawien und Serbiens angegriffen. Dorfbewohner suchten Zuflucht in einer bewaldeten Gegend . . . wo sie beobachten konnten, wie die Polizei die Häuser der Dorfbewohner systematisch plünderte und anschließend in Brand setzte. Am oder um den Morgen des 26. März 1999 machte serbische Polizei die Dorfbewohner im Wald ausfindig. Die Polizei befahl Frauen und Kleinkindern, die Gegend zu verlassen und nach Albanien zu gehen. Dann durchsuchte die Polizei die Männer und Jungen und nahm ihnen die Ausweispapiere ab. . . . Als die Männer und Jungen versammelt waren, eröffnete die serbische Polizei das Feuer auf die Gruppe. Nach mehrminütigem Gewehrfeuer häufte die Polizei Heu auf die Männer und Jungen und setzte es in Brand, um die Leichen zu verbrennen. Infolge der Schüsse und des Feuers wurden ungefähr 105 kosovo-albanische Männer und Jungen von der serbischen Polizei getötet.“

Die Anschuldigungen gegen Milošević beziehen sich auf die Zeit seit Beginn 1999 und beschränken sich auf das Gebiet des Kosovo. UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte kündigte aber auch eine Anklage wegen Völkermordes in Bosnien und Kroatien an. Außer Milošević hat das Tribunal vier seiner ehemals engsten Vertrauten im Visier: Serbenpräsident Milan Milutinović, den ehemaligen jugoslawischen Vizeministerpräsident Sainović, Jugoslawiens Exgeneralstabschef Ojdanić sowie der Exinnenminister Serbiens, Stojiljković.