Walken in den Wallanlagen

■ Auf dem alten Sonderschulgrundstück Am Wandrahm soll im Jahr 2002 eine Appartementanlage für ewigjunge Alte eröffnen / Die Bagger sind schon da

Die Senioren kommen, und das nicht nur in den Statistiken der Demographen. Jetzt schicken sich Heerscharen solventer Alter an, auch den Straßenzug Am Wandrahm zu erobern. Dort, wo bislang eine aufgegebene städtische Sonderschule vor sich hin rottete, soll eine Appartementanlage für betreutes Wohnen entstehen. Das so genannte Ruhrgas-Grundstück links nebenan nimmt der Investor, die Deutsche Krankenversicherung (DKV) in Köln, gleich mit in Beschlag. In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres sollen die neuen Bewohner einziehen können.

Und dann gibt es keine „Tanztees oder so“, sagt DKV-Pressereferent Christian Heinrich, sondern ein „hochwertiges“ Angebot, das zu allerlei Aktivitäten einlädt. Deswegen soll neben Ärzten, Apothekern und anderen medizinischen Dienstleistern auch ein Wellness-Center in den Gebäudekomplex mit seinen 150 Wohnungen einziehen.

Das Millionenprojekt solle eben keine „Verwahranstalt für dahinsiechende Rentner“ werden, wie DKV-Sprecher Heinrich zartfühlend formuliert. Eher ein Domizil für jung gebliebene Alte, die individuell bestimmen wollen, ob sie beim Putzen, Kochen oder Wasserlassen betreut werden. Um danach durch die Wallanlagen zu walken.

Das 6.300 Quadratmeter große alte Sonderschul-Areal nebst Ruhrgasgelände ist ohne Zweifel ein echtes Sahne-Grundstück: Citynah, im Süden der Stadtgraben, relativ ruhig. Die Gesellschaft für Bremer Immobilien hatte den städtischen Besitz Ende der 90er Jahre an die DKV verkauft. Der in die Jahre gekommene und offenbar nicht mehr behindertengerechte Flachdachbau war geschlossen worden, nachdem die Schüler in verschiedene Bremer Schulzentren integriert worden waren. Vor kurzem wurde mit dem Abbruch begonnen – mit einigem Verzug, wie Ingeborg Kelkenberg vom Stadtplanungsamt erläutert.

Zum einen sei lange Zeit nicht klar gewesen, wer der Investor auf dem Ruhrgas-Gelände wird. Vor allem aber sei der architektonische Entwurf stark verändert worden, so Kelkenberg: Die Pläne des 1. Wettbewerbs-Preisträgers Krämer, Sieverts und Partner (Braunschweig) hätten zu Beginn noch einen für ein Seniorenstift ungewöhnlichen Entwurf gezeigt, der fast den Charakter „normaler“ Wohnbebauung gehabt habe. Jetzt entstehe ein zentral organisierter Komplex mit Appartements und Pflegestation, mit sechs Geschossen und baulich „bewegt“.

Übrigens: Auch von der Gastronomie im Erdgeschoss erhofft man sich bei der DKV verjüngende Effekte – immerhin liegt die Kunsthochschule auf der anderen Straßenseite. Dass die kunstschaffende Jugend in den alten, alten Speicher XI ziehen wird, ist in Köln noch nicht angekommen. hase