Der Beirat Mitte sagt „No!“ zu J.E.S.

■ Staatlich verordneter Umzug bedroht etablierte Drogen-Selbsthilfegruppe

Die Bremer Drogen-Selbsthilfegruppe J.E.S („Junkies, Ehemalige, Substituierte“) ist nach zehnjähriger Arbeit in ihrer Existenz bedroht. Der Ortsbeirat Mitte lehnte am Montag den Umzug der Institution in die Straße „Außer der Schleifmühle“ ab. Damit hat die Gruppe nach acht Monaten Suche noch immer keine neue Bleibe gefunden. J.E.S. muss Ende August seine bisherigen Räume an der Findorffstraße verlassen, da das Gesundheitsressort nicht mehr bereit ist, einen Großteil seiner Fördergelder für die Miete auszugeben.

„Wir sehen zwar die Qualitäten der Gruppe, halten den Standort jedoch nicht für geeignet“, so der Sprecher der CDU-Fraktion im Beirat, Oliver Liesmann. Er befürchtet, dass Abhängige vor der J.E.S-Haustüre Anwohnern und Geschäftsleuten Außer der Schleifmühle auf die Nerven fallen könnten. Vor allem aber möchte Liesmann die Klientel der Einrichtung selbst schützen – vor Drogenhändlern. Er hält es für besser, die Gruppe fernab des Millieus unterzubringen. Der Grundsatzbeschluss des Beirats, keine neuen Drogeneinrichtungen mehr im Ostertor zu akzeptieren, habe bei der Entscheidung nicht den Ausschlag gegeben.

Die ehrenamtlichen J.E.S-Mitarbeiter reagierten „schockiert“. J.E.S. müsse dort angesiedelt werden, „wo der Bedarf ist“ – also auch Außer der Schleifmühle, sagte Vorstandsmitglied Marco Jesse. Dieser Straßenzug sei bereits Teil der „Route“ zwischen Sielwalleck und Hauptbahnhof, die von Abhängigen genutzt werde. Der Vermieter der dortigen Immobilie sei der Erste überhaupt gewesen, der der Gruppe Räume in Aussicht gestellt hätte, so Jesse weiter.

Was mit der Einrichtung geschieht, wenn bis zum Stichtag keine neue Adresse gefunden ist, ist noch unklar. Möglicherweise werde die Selbsthilfegrupe, von der bis zu dreißig Menschen täglich profitieren sollen, einfach einschlafen, befürchtet Jesse. Zum Angebot gehören bisher neben der Beratung und einem offenen Frühstück unter anderem auch Präventionsarbeit.

Das alles ist im Gesundheitsressort bekannt. Angesichts der Kürzungen im Sozialbereich könne man jedoch kein Projekt mehr unterstützen, bei dem zwei Drittel der Fördermittel für die Miete verbraucht würden, so Referatsleiter Gert Schöfer. Der Umzug müsse also sein. Und: Gegen den Willen des Beirats würden keine Gelder an eine neue Adresse fließen. Auf die Frage, wie er sich die Zukunft der Institution vorstellt, weiß er keine Antwort. Möglicherweise wird sich J.E.S., so ist zu hören, mit einem anderen Träger zusammentun müssen. hase