Unechte Geister zwischen den Laken

■ Jagd auf Übernatürliches im Freizeitheim? Da könnte ja jeder kommen! Gespensterjäger mit Kissenschlacht und Musik im Theater an der Marschnerstraße

Isaac, Ivette und Klein Piff kommen aus dem Urlaub zurück. 103 Jahre waren sie in Spukmouth Castle in Nordschottland mit Nebelschwaden, alten Burgruinen und unzähligen andere Gespenstern, einem wahren Spukparadies. Doch auch ein solcher Urlaub findet ein Ende. Als sie wieder auf ihrem Stammsitz eintreffen, werden sie unangenehm überrascht: Höchst ungemütlich zeigt sich ihre Villa, denn sie ist zu einem Freizeitheim umgebaut.

Und dann setzen auch noch zwei Herbergsväter alles daran, den Kindern, die als Gäste kommen, das Leben schwer zu machen. Es ist eine Schande zu sehen, wie die beiden mit allen Mitteln versuchen, die Kinder schnell wieder loszuwerden, um ein freies Wochenende zu haben. Sogar als Gespenster verkleiden sie sich. Nichts, was die echten Geister bereit wären hinzunehmen.

Regisseur und Autor Gerald Geib verspricht mit seinem Stück Gespensterjäger oder Wer spukt hier eigentlich? eine „lustige, spannende und geisterhafte Geschichte“. Damit das hinhaut, stehen sechs 10- bis 16-Jährige auf der Bühne, ganz im Sinne des Theaters an der Marschnerstraße, des seit 1956 beliebten Amateurtheaters. Der Trägerverein, die „kulturelle Vereinigung Volksheim“, feiert gar schon 100-jähriges Bestehen. Und auch Theaterstücke, die sich an Kinder und Jugendliche richten, haben hier Tradition. Viel Konventionelles wie das Dschungelbuch, Peter Pan, Frau Holle oder Urmel aus dem Eis und, wie konnte es anders sein, das obligate Weihnachtsmärchen.

Immer wieder bemüht man sich aber auch um kritische Produktionen mit aktuellen oder historischen Bezügen. Ausländerfeindlichkeit, Umgang mit Minderheiten oder Umweltprobleme standen auf dem Spielplan. Das Tagebuch der Anne Frank, Freundesland und Voll auf der Rolle zählten dazu. Auch Die Welle, die sich mit der Gefahr der Manipulierbarkeit von Jugendlichen auseinandersetzt, oder Der Müllkönig, in dem es um Umweltverschmutzung geht.

Der 36-jährige Gerald Geib widmete sich in seinem letztjährigen Stück Jens und Sinah teils ernst, teils witzig der ersten Liebe mit Hindernissen. Die beiden Entflammten, Eltern und Freunde sahen sich gezwungen, über Grenzen von Kultur und Religion hinweg einen Weg zueinander zu finden.

Von vergleichbarer Bedeutungslast werden die Zuschauer ab vier Jahren in der harmlosen, neunzigminütigen Gespensterjagd verschont. Jede Menge Bettlaken, Verfolgungsjagden und Gruseleien sind vorprogrammiert. Und begleitet wird das Ganze von Melodien aus der Konserve. Da wird das Mitklatschen nicht zu kurz kommen.

Oliver Törner

5. bis 8 April jeweils 17 Uhr (5. und 6. auch 11 Uhr) Karten unter 292665