Hardcorebeats statt Weichspülparade

Die „Fuck Parade“ zieht auch ohne die große Kokurrenz am 14. Juli durch die Stadt. Clubbetreiber und Sponsoren der Love Parade bleiben trotz Terminunsicherheit gelassen. TV-Sender RTL2 will die Love Parade auf jeden Fall übertragen

Auch ohne Love Parade wird am 14. Juli eine Techno-Demo durch Berlin wummern. Die ebenfalls schon traditionelle Gegenveranstaltung „Fuck Parade 2001“ ist bei der Polziei bereits unter dem Motto „Fünf Jahre Hate Parade“ angemeldet. Nach Polizeiangaben sind drei Routen geplant, die alle zum Alexanderplatz führen sollen: Vom Bunker in der Albrechtstraße, vom Mauerpark in Prenzlauer Berg und vom Heinrichplatz in Kreuzberg. Der Anmelder, der Frankfurter DJ Trauma XP rechnet mit 10.000 Teilnehmern. Die Anti-Parade mit den wechselnden Namen zwischen „Fuck“ und „Hate“ sieht sich im Gegensatz zur „Weichspülparade“ im Tiergarten als politische Veranstaltung, was sich in Slogans wie „Keine Party ist illegal“, „Leben statt Haupstadtwahn“ oder „Keine Zensur durch Kommerz“ manifestiert.

Die Berliner Clubszene sieht die mögliche Verschiebung der Love Parade eher gelassen. Für die Szene ist der Massendance zwar ein besonderer Termin. Denn die Clubbetreiber der Stadt profitieren jedes Jahr von der Raverschwemme. Man habe jedoch von vornherein gewusst, dass der Termin 14. Juli unsicher sei, so die einhellige Meinung von Tresor bis WMF. „Wir haben deswegen auch noch keine Bookings festgemacht“, sagt Hauke Schlichting vom Tresor. „Ein Problem hat wohl eher planetcom, denn die müssen sich um die Wagenbetreiber und um ihre Sponsoren kümmern.“ An einen Totalausfall der Parade glaubt er jedoch nicht.

Auch den Sponsoren der Parade bricht bisher noch kaum der Schweiß aus. Beim Stuttgarter Software-Anbieter eJay spricht man gelassen von einem „sehr frühen Störversuch“. PR-Manager Michael Kränzle: „Im Moment sitzen wir noch gemütlich da und denken uns: Lass die mal machen in Berlin.“ Coca-Cola in Essen wollen nach jetzigem Stand der Dinge auf jeden Fall wieder mit ihrer Limo Fanta die Parade berauschen. Laut Pressechefin Christina Jacob könnte man auch mit einer Alternativ-route leben: „Es geht darum, die Zielgruppe zu erreichen. Wenn die Dimension die Gleiche bleibt, sind wir dabei.“ Leichte Besorgnis dagegen bei T-mobil in Bonn. „Die Love Parade ist nicht gerade eine kleine Veranstaltung. So was will gut geplant sein“, sagt Sponsoring-Projektleiter Franz-Stefan Hornung. Bei einem Ausweichort müsse die Sicherheit absolut gewährleistet sein, „sonst hätten wir da ziemliche Magenschmerzen“. Was den Termin angeht, zähle „ab Ostern jeder Tag“.

Der TV-Sender RTL 2 plant nach wie vor, die Love Parade live zu übertragen. „Egal von wo“, so RTL 2-Sprecher Frank Nette. Auch eine Terminverschiebung würde den Sender bisher noch nicht in Verzweiflung stürzen. Nette: „Das ist doch noch so lange hin.“

WAHN/SHE/DF