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Weniger als vier Millionen ohne Arbeit

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt auf niedrigsten Stand seit dem März 1995. Anzeichen für schwächere Konjunktur. Im Westen sind 43 Prozent der Arbeitslosen weiblichen Geschlechts. Domäne der Frauen sind die 630-Mark-Jobs

NÜRNBERG taz ■ Ende März hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland die Vier-Millionen-Grenze wieder unterschritten. Jedoch nur haarscharf, 3.999.585 Menschen waren ohne Job.

Das war zwar der niedrigste Märzstand seit 1995 und 113.100 weniger als im Februar, dennoch hat sich der Abbau der Arbeitslosigkeit deutlich verlangsamt.

Bernhard Jagoda, Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, machte dafür nicht nur den „vielen Schnee im Norden und den tüchtigen Regen im Süden“ verantwortlich, sondern eine Abschwächung der Konjunktur. Angesichts „vieler positiver Anzeichen“ wie stabiler Lohnstückkosten, einer prognostizierten Zunahme des Welthandelsvolumens oder den positiven Beschäftigungs- und Investitionsplänen in Industrie und Handel warnte Jagoda jedoch davor, „in Resignation zu verfallen“ oder „die Lage zu dramatisieren“.

Noch sei es „offen, ob die jüngste Schwäche der Konjunktur mehr als nur eine vorübergehende Verlangsamung“ sei, betonte der Chef der Bundesanstalt. Immerhin reichten die schwächer werdenden Impulse der Wirtschaft aus, um im Gegensatz zu den Vormonaten die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um 12.000 gegenüber Februar ansteigen zu lassen. Auch die Zunahme der Erwerbstätigkeit hat sich deutlich verlangsamt.

Lag sie im November und Dezember noch um mehr als eine halbe Million über dem Vorjahresniveau, belief sich der Zuwachs laut vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden bei nunmehr 430.000.

Nicht saisonbereinigt verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen in den alten Bundesländern gegenüber dem Vormonat um 83.900 auf jetzt 2,54 Millionen, in den neuen Ländern um 29.200 auf 1,46 Millionen.

Mit 18,6 Prozent ist die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland mehr als doppelt so hoch wie im Westen (7,7 Prozent). Seit Monaten schon stagniert der Arbeitsmarkt in den neuen Ländern. Auch im März lag dort die Zahl der Arbeitslosen über dem Vorjahresstand (plus 10.400), während sie in den alten Ländern um 151.800 niedriger war.

Die Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt blieb dagegen unverändert. 43,2 Prozent der Arbeitslosen im Westen sind weiblich, das entspricht ihrem Anteil an den Beschäftigten. Im Osten sind Frauen leicht überdurchschnittlich arbeitslos. Dagegen sind die 630-Mark-Jobs eine Frauendomäne. Fast drei Viertel aller geringfügig Beschäftigten sind Frauen.

Der Präsident der Bundesanstalt, Jagoda, nutzte die gestrige Pressekonferenz, um die in den letzten Wochen anhaltende Kritik an der Wirksamkeit der aktiven Arbeitsmarktpolitik zurückzuweisen. Sie habe seit 1969 die Umstrukturierung der Bundesrepublik von einer Agrar- und Industrienation in eine Dienstleistungsgesellschaft „maßgeblich flankiert“. In den 21 Jahren von 1969 bis 1990 habe die Bundesanstalt über sechs Millionen Menschen für den Dienstleistungssektor qualifiziert und in den letzten zehn Jahren noch einmal 6,1 Millionen Arbeitslose fortgebildet und umgeschult.

BERND SIEGLER

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