Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Love Parade: Hannover biedert sich an, Rezzo Schlauch auch, Planetcom schweigt und Polizei prüft Demorecht

Während das Wie, Wann und Wo der diesjährigen Love Parade in Berlin nach wie vor in den Sternen steht, wird die Debatte immer absurder. Ausgerechnet Hannover, Stadt der glücklosen Expo, bot sich gestern als Austragungsort an. „Es gibt Überlegungen, das Mega-Event an die Leine zu holen“, sagte der Geschäftsführer der Hannover-Marketing-Gesellschaft, Busso von Alvensleben. Hannover sei hervorragend geeignet für die Love Parade.

Rezzo Schlauch hingegen, der Grünen-Fraktionsvorsitzende, brach eine Lanze für Berlin mit dem markigen Spruch „The rave must go on.“ Der zweite Samstag im Juli gehöre zur Love Parade wie der Karneval zu Rio. Umweltschutz sei kein Gegensatz zur weltoffenen Stadtkultur. Und Senatssprecher Michael-Andreas Butz, der die Parade „in Berlin halten“ will, forderte die Veranstalter auf, schnellstens einen neuen Termin zu akzeptieren.

Die Versammlungsbehörde hat die Love Parade am 14. Juli im Tiergarten verboten, weil die Bürgerinitiative „Rettet den Großen Tiergarten“ sich das angestammte Datum und den traditionellen Ort durch die rechtzeitige Anmeldung einer Demonstration für den Erhalt des Tiergartens gesichert hat. Innensenator Eckart Werthebach (CDU) hat dem Veranstalter Planetcom den 21. Juli vorgeschlagen. Doch die Organisatoren der Love Parade halten sich weiter bedeckt. „Alles wird in die Überlegungen einbezogen“, so eine Sprecherin.

Unklarheit herrscht auch bei anderen Veranstaltungen, die für den 14. Juli angemeldet wurden. Dazu gehört die „Fuckparade“, die in mehreren Routen – vom Bunker in der Albrechtstraße, vom Heinrichplatz in Kreuzberg und vom Mauerpark im Prenzlauer Berg – zum Alex führen soll. Ein „Verein zur Förderung der hedonistischen Lebenskultur“ plant einen Zug vom Ku’damm zur Urania mit bis zu 10.000 Teilnehmern. Am Pariser Platz bittet ein Einzelanmelder unter dem Motto „We are free“ zum Tanz für „Friede, Freiheit und Förderung der Jugendkultur“. Und „Tanzen gegen Rechts“ wollen schon ab acht Uhr morgens 500 Personen im Thälmannpark und in der Greifswalder Straße – nicht bis zum Umfallen, aber bis zum nächsten Morgen um ein Uhr. Eins haben all die Veranstaltungen gemein: Die Versammlungsbehörde prüft, ob sie überhaupt den Charakter einer Demonstration erfüllen. Das wichtigste Kriterium dafür sind Redebeiträge, mit denen Meinungen kundgetan werden. „Nur Musik ist keine Kundgebung“, so ein Polizeisprecher.

Der Organisator der „Fuck Parade“, der Frankfurter DJ „Trauma XP“, könnte mit derlei Auflagen leben. Denn: „Wir kritisieren seit Jahren, dass die Love Parade keine Demo im Sinne des Versammlungsgesetzes ist“, sagte er gestern. „Prima, dass die Behörden das erkennen.“ Aber: „Mit einem Transistorradio durch die Stadt zu ziehen, bringt es auch nicht.“ Das Demorecht schreibe nicht die Form der Meinungsäußerung vor. Ein Gespräch am Montag mit der Versammlungsbehörde soll Klarheit bringen.

B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA