interview
: Tourismusprojekt

In Ghana

Für das Tourismusprojekt „Kasapa“ in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra haben Susanne Stemann-Acheampong und Ehemann Kofi den ToDo!-Preis 2001 für sozial- und umweltverantwortlichen Tourismus vom „Studienkreis für Tourismus und Entwicklung“ erhalten. Seit 1996 läuft dieses Projekt nach genannten Kriterien. Hervorgegangen aus der touristischen „Trommelszene“, hat sich „Kasapa“ (in der Landessprache Twi: „das gute Gespräch“) zu einem Ort interkultureller Begegnung entwickelt, die Rücksicht nimmt auf die Interessen der ansässigen Bevölkerung . Ein Gespräch mit Susanne Stemann-Acheampong.

taz: Woher kommt Ihr Interesse an Afrika?

Susanne Stemann-Acheampong: Ich habe in den 70er-Jahren mit dem ghanaischen Musiker Mustapha Tettey Addy zusammengearbeitet. Der war der Überzeugung, dass Europäer Entwicklungshilfe in Rhythmus und Bewegung brauchen und Afrikaner Nachhilfe in kulturellem Selbstbewusstsein.

Was war der Auslöser für das Kasapa-Projekt?

Wir haben in Ghana Trommelworkshops mit Europäern durchgeführt. Mustapha Tettey Addy hat dann eine Trommel- und Tanzschule gegründet, eigentlich ein Hotel. Mein Mann und ich haben einen anderen Weg gewählt und 1990 „Kasapa“ ins Leben gerufen. Seit 1996 verfolgen wir das Konzept, für das wir dann auch den Preis bekamen.

Was beinhaltet das Konzept?

Wir versuchen uns so zu verhalten wie die Ghanaer. Im Kasapa wohnen die Touristen in traditionellen Lehmhäusern. Wir haben im Projekt traditionelle Strohmatten und nur eine dünne Schaumstoffauflage – das ist bei der Hitze sehr angenehm. Wenn wir zum Beispiel bei einem unserer Ausflüge in ein Dorf kommen, gehen wir zuerst zum Chief, stellen uns vor und erzählen, warum wir hier sind.

Was sagen Ghanaer zu Ihrem Projekt?

Die Tourismusministerin hat das Konzept sofort kapiert. Sie meinte: „Ach, das mit den Lehmhäusern sieht ja aus wie bei uns im Norden.“ Wir sind inzwischen fast zu Consultants für angepassten Tourismus geworden. In einem Dorf im Pfahlbaustil gibt es jetzt ein Hotel in demselben Stil. Die Leute haben gesehen, dass wir mit unserem Konzept Erfolg haben, und machen dann mit.

Machen die Touristen alles mit, ohne zu murren?

Die Leute wollen was erleben und sich erholen. Bei uns können sie durch Ausflüge Ghana besser kennen lernen. Wir bieten mehr als nur Trommelkurse; von dem Image wollen wir weg. Wir hatten schon jedes Alter da, von 6 bis 65 Jahre. Sogar eine Rollstuhlfahrerin. Auch Kinder, die haben meist weniger Anpassungsschwierigkeiten als Erwachsene und sind seltener krank. Krankheiten sind ein Riesenhindernis, davor haben alle Angst. Aber meistens passiert nichts.

INTERVIEW: DIRKE KÖPP

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