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Der Kampf geht weiter

Gespräche zwischen Gasprom und Media-Most über den kremlkritischen TV-Sender NTW enden ergebnislos

MOSKAU taz ■ Das Tauziehen zwischen Gasgigant Gasprom und der Media-Most-Gruppe um die kremlkritische Frensehanstalt NTW droht in einen Stellungskrieg überzugehen, nachdem Verhandlungen gestern ergebnislos blieben. Die am Donnerstag aus jeweils zehn Vertretern beider Parteien gebildetete Schlichterkommission wird ihre Arbeit vorerst nicht fortsetzen.

Die NTM-Mitarbeiter weichen keinen Fußbreit zurück: Sie erkennen den neuen Chefredakteur und Generaldirektor nicht an. Die Aktionärsversammlung der Media-Most, die Dienstag eine neue Führung gewählt hatte, habe gegen gesetzliches Reglement verstoßen. Zur Klärung schlug das TV-Team vor, die Rechtmäßigkeit der Aktionärsversammlung vor obersten Gerichten prüfen zu lassen. Mit diesem Vorschlag wollen sie sich an Präsident Wladimir Putin wenden. Er gilt als Drahtzieher des Coups gegen die Pressefreiheit.

Gasprom-Vertreter Alexander Kasakow lehnte eine gerichtliche Klärung ab, „da noch nicht alle Möglichkeiten einer versöhnlichen Lösung ausgeschöpft sind“. Der vom Kreml beauftragte Liquidator, Alfred Koch, Chef der Gasprom-Media und NTW-Verwaltungsratschef in Wartestellung, bedauerte die unnachgiebige Haltung des Senders.

Medienzar Ted Turner, der Anteile der Media-Most-Gruppe erwerben will und angeblich schon mit dem Mehrheitseigner Wladimir Gussinski handelseinig geworden sein soll, forderte gestern die NTW-Journalisten auf, Ruhe zu bewahren. Jetzt meldete sich auch Finanzmogul Boris Beresowski zu Wort, Noch-Mehrheitseigner des Privatsenders TW 6. Nach einem Treffen mit Gussinski wies Beresowski seinen Kanal an , „sofort alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen“, damit NTW im Ernstfall von TW 6 aus senden könne.

KLAUS-HELGE DONATH

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