Polizei bekommt gute Noten

Die Polizei befragte erstmals Bürger, wie sie die Arbeit der Beamten einschätzen. Überraschend gutes Zeugnis: 78 Prozent fühlen sich gut beschützt, 61 Prozent loben die Freundlichkeit der Grünröcke

von DANIEL FERSCH

Die Verwaltungsreform ist schuld: Seit Behörden sich als Dienstleistungsunternehmen verstehen und um „Kundenfreundlichkeit“ bemüht sein müssen, sind Befragungen schwer in Mode. So auch bei der Berliner Polizei, die zum erstenmal die Meinung ihrer „Kunden“ über ihre Arbeit erkundete.

Das Ergebnis, das Innensenator Eckart Werthebach (CDU) gestern vorstellte, überrascht: Die überwiegende Mehrheit der Befragten zeigte sich mit den Grünröcken zufrieden.

Über einen Zeitraum von einem Monat waren vor allem in Einkaufszentren, Bahnhöfen und an öffentlichen Plätzen 12.000 anonyme Fragebogen ausgeteilt worden. Etwa 8.500 davon kamen wieder an die Polizei zurück. In der Erhebung wurde unter anderem nach der Freundlichkeit der Beamten, dem Vertrauen in sie und der Zufriedenheit mit den „Freunden und Helfern“ gefragt.

Überraschenderweise fühlen sich 61 Prozent der Befagten von Polizisten „freundlich bis sehr freundlich“ behandelt. 92 Prozent haben Vertrauen in die Polizeiarbeit, und 73 Prozent beurteilen die Erledigung ihrer Anliegen durch die Beamten als zufriedenstellend. Selbst die grünbeige Dienstkluft findet noch bei 66 Prozent Anerkennung.

Polizeipräsident Hagen Saberschinsky fühlte sich angesichts solch ungewohnter Zuneigung dementsprechend geschmeichelt. „Einen solch positiven Ausgang hatten wir nicht erwartet“, sagte Saberschinsky gestern. Als Folge der sinkenden Kriminalitätsrate wertete er den Umstand, dass sich 78 Prozent der Befragten im Stadtgebiet sicher fühlen. Nicht umsonst ist die Hauptstadt auch die Stadt mit der höchsten Polizeidichte Deutschlands. Dies blieb auch den Befragten nicht verborgen, die zu 46 Prozent die Polizei „in der Öffentlichkeit oft bis sehr oft wahrnehmen“. Doch die Berliner scheinen ihre Schupos so zu lieben, dass sie sie noch öfter sehen wollen: 59 Prozent wünschten sich „mehr Präsenz“.

Dieser Wunsch fand, wie zu erwarten, die Unterstützung des Innensenators, der sich insgesamt mit dem Ergebnis der Umfrage „sehr zufrieden“ zeigte. „Wir haben eine sehr gute Polizei“, befand Werthebach, doch auch die müsse man weiter verbessern. Wie das geschehen könnte, machte er mit der erneuten Forderung nach Videoüberwachung von „Kriminalitätsschwerpunkten“ deutlich. Werthebach erklärte, er werde sich auch weiterhin für ein entsprechendes Landesgesetz einsetzen.

Etwas moderater äußerte sich Gernot Piestert, der Direktor der Schutzpolizei, zum Bedürfnis nach mehr Polizeipräsenz. Die Polizei dürfe sich nicht dazu verleiten lassen, sich an „Gefühlen zu orientieren“, sondern vielmehr an statistisch belegbaren „Tatsachen“.