Wie geschmiert

Daimler-Rüstungstochter EADS gesteht: Südafrikas Elite bekam Luxuswagen, bevor sie deutsche Waffen bestellte

JOHANNESBURG taz ■ Der größte Korruptionsskandal in Südafrika seit Ende der Apartheid weitet sich aus. Während das umstrittene Rüstungsgeschäft mit deutschen und europäischen Firmen in Höhe von 15 Milliarden Mark wegen schwerer Korruptionsvorwürfe von einer unabhängigen Kommission geprüft wird, sind bereits neue Vorwürfe aufgetaucht. Die Rüstungsfirma European Aeronautical Defence and Space Company (EADS) hat jetzt zugegeben, in den vergangenen drei Jahren etwa 30 hochrangige Politiker, Diplomaten und Angestellte der Rüstungsindustrie in Südafrika mit Luxuswagen zu Sonderpreisen versorgt zu haben. Und sie sind schneller als die Bestellungen auf den üblichen Wartelisten geliefert worden. Der Mercedes-Benz-Hersteller DaimlerChrysler ist Teilhaber der EADS, die im Juli 1999 DaimlerChrysler Aerospace Südafrika übernahm.

Das Dilemma kam mit Tony Yengeni ans Licht, Hauptfraktionsführer des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Sein nagelneuer Mercedes-Geländewagen war angeblich als Firmenauto von einem Mitarbeiter der Rüstungsfirma bestellt worden. DaimlerChrysler habe die 120.000-Mark-Luxuskarosse an die Firma geschickt, wurde berichtet. Michael Wörfel, Geschäftsführer von EADS, lehnte vor einem Flug nach Deutschland am Wochenende eine Stellungnahme ab.

In dem Rüstungsgeschäft hat Südafrika von Deutschland vier Fregatten und drei U-Boote gekauft. Großbritannien und Schweden sollen 52 Kampfflugzeuge und Italien 40 Hubschrauber liefern. Nichtregierungsorganisationen haben unter anderem behauptet, der ehemalige Verteidigungsminister Joe Modise habe in Zusammenhang mit diesem Geschäft Millionensummen erhalten und Aufträge für die Ausrüstung der deutschen Kriegsschiffe seien an ANC-nahe Firmen gegangen. Der ANC hat den Korruptionsbeschuldigungen von Gegnern des Waffengeschäfts bisher stets widersprochen und behauptet, keine Schmiergelder angenommen zu haben. Inzwischen unterstützt die Partei die eingeleitete Überprüfung, die im Juli abgeschlossen sein soll. „Es sieht derzeit so aus, dass es Strafverfahren geben kann“, hatte der leitende Staatsanwalt Bulelani Ngucka angekündigt. Eine 30-köpfige Kommission versucht, weiteren korrupten Affären in diesem Waffengeschäft auf die Spur zu kommen. Bankkonten von 24 Personen und 68 Institutionen werden überprüft.

MARTINA SCHWIKOWSKI