Die Qual der Wahl

Das Osterwochenende gehört den lesbisch-schwulen Lederfetischisten. Mit einer Ausstellung und zahlreichen Partys feiert sich die Szene selbst. Und am Sonntag wird im Tacheles der German Mister Leather gekürt. Neun schöne Kerle stehen zur Wahl

Über Ostern sieht Berlin schwarz, zumindest die lesbisch-schwule Szene. Wenn zum traditionellen Ostertreffen geladen wird, geht es dabei weniger ums Ostereiersuchen denn um harte Kerle, handfesten Sex und Fetisch unterschiedlicher Ausrichtung. Was vor einigen Jahren noch das offizielle Jahrestreffen des Dachverbandes „Leder- und Fetisch-Community“ war, hat sich zu einem spaß- und sexorientierten Event entwickelt. Ein Ereignis, das auch reichlich Besucher aus dem benachbarten Ausland anzieht.

Sämtliche Kneipen, Discotheken sowie Geschäfte aus der schwulen Leder-, Gummi- und Uniformszene bieten besondere Partys an. Die größte, der Snax-Club, wird in den Lagerhallen in Friedrichshain im OstGut zelebriert. Der schwule Infoladen Mann-O-Meter in der Motzstraße zeigt in seinen Räumen ausgewählte Exponate des Chicagoer Ledermuseums. Diese weltweit einmalige Sammlung dokumentiert die Geschichte der schwul-lesbischen Fetischgemeinde anhand von Clubemblemen, Postern und Fotos, Kunstobjekten, Kleidung und Fetischaccessoires und ist ab morgen bis zum 30. April zu sehen.

War früher das Ostertreffen reine Männersache, so haben sich inzwischen auch Veranstaltungen lesbischer Fetischfrauen fest etabliert. „Play Mate!“ heißt leicht ironisch die mehrtägige internationale Frauen-S/M-und-Leder-Konferenz.

Eine der Hauptattraktionen im Rahmen des Ostertreffens ist die vom Verein Berlin Leder und Fetisch ausgerichtete Wahl des „German Mister Leather 2001“. Neun Kandidaten ziehen das ganze Wochenende über durch die schwule Szene, besuchen Partys, Empfänge und Pressekonferenzen und lassen ihren Charme und ihre Ausstrahlung spielen, um schließlich bei der großen Abschlussveranstaltung am Sonntag im Tacheles möglichst viele Stimmen für sich zu verbuchen. Gleich drei der schönsten Lederkerle der Welt werden das Treffen mit ihrer Anwesenheit beehren: Mike Taylor, der – noch – amtierende „International Mr. Leather“, sowie „Mr. Boston Leather“, Bob Pedder, und „Mr. Heartland Leather“, Scott Bloom.

Wie bei Misswahlen werden sich die Kandidaten auch in verschiedenen Outfits zu präsentieren haben – statt im Bikini eben im Leder- oder Fetischdress. Der Sieger darf Deutschland beim „International Mr. Leather Contest“ in Chicago vertreten. Da allerdings stehen seine Chancen relativ schlecht. Denn dort gewinnt erfahrungsgemäß immer ein Amerikaner.

AXEL SCHOCK (DDP)