Ostern in der Kiste

■ Hasen-Funktionär fordert Verbot der mörderischen Feldhasen-Transporte

Tiertransporte, die EU-Ost-Erweiterung sowie wirtschaftliche Konkurrenz durch andere Spezies sind Themen, die die Feld- und Osterhasengemeinde in diesen Tagen beschäftigen – und das, obwohl Lepus europaeus als „Tier des Jahres“ in Deutschland von sich Reden macht. Wir sprachen darüber mit Paracelsus Sasse, dem Deutschlandbeauftragten der Internationalen Liga zur Bewahrung der Hasenrechte (LBHR) in Wuppertal, der sich als Gast einer Fachtagung in Bremen aufhielt.

taz: Der Naturschutzbund Deutschland, Bezirksgruppe Oldenburger Land, hat dieser Tage das Ende der Transporte von Feldhasen gefordert. Was wissen Sie über diese Vorgänge?

Paracelsus Sasse: Wir gehen schon seit geraumer Zeit Gerüchten nach, es würden Hasen in großer Zahl durch Deutschland geschleust. Vereinzelt sind auch schon Betroffene in die LBHR-Geschäftsstelle gekommen. Doch sie wußten nichts über die Hintermänner und den Transportzweck. Die Gewissheit, dass derartige Verletzungen der Hasenrechte im heutigen Europa noch möglich sind, haben wird erst seit einem Fernsehbericht, der kürzlich gesendet wurde.

Was war darin zu sehen?

Polnische Hasen wurden mit Netzen gefangen, um dann in viel zu engen Holzkisten durch Deutschland nach Südfrankreich verbracht zu werden. Eine Tortur. Das schlimmste aber ist, dass sie in Frankreich mit Peilsendern präpariert und wieder ausgesetzt werden – was nun mit der so genannten „waidgerechten“ Jagd wirklich nichts mehr zu tun hat. Ich sehe darin einen Skandal. Und: Es kann nicht sein, dass bei unserem östlichen Nachbarn Hasen in großer Zahl gefangen werden, während bei uns mit viel Mühe versucht wird, die schrumpfenden Bestände zu bewahren. Da sind wir uns mit dem Naturschutzbund einig.

Was wollen Sie unternehmen, dass diese mörderischen Touren künftig nicht mehr stattfinden?

Wir fordern ein Durchfahrtsverbot für Feldhasen-Transporte. Der NABU hat bereits eine entsprechende Petition an den Bundestag gerichtet. Außerdem muss das Problem im Rahmen der EU-Osterweiterung rechtlich gelöst werden.

Wie wir gehört haben, macht Ihnen die Osterweiterung noch aus anderen Gründen Sorgen.

Das stimmt. Wir fürchten gravierende wirtschaftliche Probleme, wenn demnächst scharenweise Saisonarbeiter aus dem Osten kommen, um für wenig Geld die Eierarbeit zu erledigen. Man muss allerdings auch sehen, dass wir mit Nachwuchsproblemen kämpfen. Diesen knüppelharten Job wollen einfach immer weniger machen.

In Übersee übernehmen bereits andere Spezies diese volkswirtschaftlich ja nicht unwichtige Aufgabe.

Sie haben leider Recht. In Australien etwa ist der Ohrenbeuteldachs ein ernst zu nehmender Konkurrent. Aber das geht doch nicht! Stellen Sie sich vor, bei uns würden ... Wildschweine die Eier zum Endverbraucher bringen. Oder, noch schlimmer, die Hühner selbst! Am wenigsten erfreulich ist aus Sicht der LBHR allerdings, dass gerade auf dem Schokoladensektor die wenigsten „Hasen“ tatsächlich auch Hasen sind. Ganz oft sind es Karnickel. Das sieht man an den Ohren. Fragen: Milko Haase