Zirkus mit der Maus

■ Virtuell begeistern Bremer Artisten Kids für eine Zeitung

Marie-Claire ist mit 11 Jahren wohl eine der jüngsten Chefredakteurinnen der Welt. Möglich machte die steile Karriere das Internet, in dem sich die Schülerin vom Zirkus Seifenblase souverän zu bewegen weiß. Nun sitzt sie im Chefsessel der etwa 10köpfigen Redaktion der „Kindercircus-Zeitung“, die ab Januar 2002 die Landschaft der Printmedien ergänzen wird. Und damit möglichst viele über das Zirkusblatt bescheid wissen, wird über die Web-Adresse bereits kräftig die Werbetrommel gerührt.

„Sie schrieb uns mehrfach E-Mails, sagte ja, ich will unbedingt bei eurem Zeitungsprojekt mitmachen“, erzählt Stefan Köhler-Holle alias Zauberer Dino. Der 36jährige Zirkuspädagoge gehört zu den Bremer Redakteuren einer Internetplattform für große und kleine Zirkus-Fans. Dass die neue Journalistin noch so jung ist, wusste niemand. Woher auch: E-Mails geben in der Regel über das Alter keine Auskunft.In diesem Fall entpuppte es sich als große Überraschung und Bereicherung – schließlich handelt es sich um ein Kinderprojekt. Unter http://kindercircus-zeitung.tlsecurity.com findet sich der virtuelle Umschlagplatz für Infos, Tipps und Termine rund um das Leben unterm Zirkusdach. Jeden Donnerstag diskutieren und ulken die Insider der Zirkusszene im Chatroom. Die Idee, ein Einrad Basketballturnier zu organisieren, ist nur ein Ergebnis von vielen Plauderstündchen im weltweiten Netz.

Online soll nun das „Kindercircus-Zeitungsprojekt“ vermarktet werden. Zwar gab es im Vorfeld Diskussionen, ob eine Zeitung in „www-Zeiten“ noch angesagt ist, wie der Magier Dino berichtet. Doch das Argument, dass der Computer nicht die Zeitung in der Hand ersetzt und viele Kinder keinen Internet-Zugang haben, sprach für die Papierversion des Zirkusmagazins. Die Resonanz war riesig, die Geldtöpfe eher mini. Alle arbeiten ehrenamtlich, das Anzeigengeschäft soll die Zeitung finanzierbar machen. Für Rubriken und Themen gibt es bereits massig Vorschläge. Zirkuspädagogische Themen finden sich darunter neben Kinderseiten mit Rätseln und selbstgemalten Bildern, Festivalberichte und und und . . . Eileen, gerade ein Jahr älter als ihre Kollegin Marie-Claire, hat schon mal in die Tasten gehauen und eine zweiseitige Reportage vorproduziert. „Mein Leben im Zirkus Maatzony“ lautet der Titel des Textes, der in der Erstausgabe zu lesen sein wird. „Im Moment haben wir etwas Ärger wegen der Maul und Klauenseuche“, schreibt die Kleinkünstlerin aus ihrem Zirkusalltag, „wir können unsere Ziegen nicht mitnehmen, das ist ärgerlich, denn wir haben nur wenige Tiernummern.“ Aber vielleicht kommen die zwei Ponys und das Maultier auch mal ohne die Ziegen aus. jes