Des Wallers Weg zum Wasser

■ Senatorin Wischer präsentiert Pläne für Überseetor / Inis: „Kalter Kaffee“

Man könnte meinen, die Waller seien ein bisschen begriffsstutzig. Da will ihnen die Stadt einen prima Weg zur Weser bescheren – von Walle Mitte einfach immer geradeaus durch das zu schaffende Überseetor – und die Menschen in den Straßen hinter den alten Häfen kapieren's nicht. Gestern stellte Bausenatorin Christine Wischer (SPD) den Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Emder Straße und Hansator vor. Und mehrfach wiederholte sie, die Großmarkt-Ansiedlung im Überseehafen sei nunmal beschlossen, da sei nichts mehr zu machen, aber ansonsten zeige das Ressort hiermit das Ergebnis seiner Bemühungen, „die Sorgen und Nöte des Beirats und der Bevölkerung ernst zu nehmen“.

Das geht so: Die Fahrbahn durch das neue Überseetor gegenüber dem Waller Ring wird nicht wie ursprünglich geplant 10,5 Meter breit, sondern nur neun Meter. Es dürfen nur Lastwagen bis 7,5 Tonnen passieren, schwerere nicht. Der Waller Ring wird „zurückgebaut“, die Fahrbahnbreite auf sechseinhalb Meter reduziert, eine weitere Reihe Bäume gepflanzt. Die Beschilderung Richtung Großmarkt für Laster, die von der A 27 kommen, führt nicht mehr durch den Ring. Langfristig soll die Straße aus dem Lkw-Führungsnetz – der offiziellen Karte, die die Trucker durch die Stadt leitet – herausgenommen werden.

Das kann aber erst geschehen, wenn der Freihafenzubringer leistungsfähiger ist, und das wiederum soll durch den Umbau des Utbremer Kreisels zu einer Ampel-Kreuzung möglich werden.

Der Rückbau des Waller Rings kostet fünf bis sechs Millionen Mark. Weil die Stadt dafür kein Geld hat, für die Entwicklung der Hafengebiete aber diverse Geldtöpfe bereitstehen, kann der Waller Ring nur schöner werden, so die Ressort-Argumentation, wenn das Überseetor gebaut wird – denn dafür ist Geld da. Die Beruhigung des Waller Rings fällt dabei als angenehmes Nebenprodukt ab.

Lastwagen sollen also künftig durch das Hansator im Südosten oder durch die Emder Straße im Nordwesten in die Hafengebiete gelangen. Für die Menschen, die an der Hafenrand- und der Hansestraße wohnen, wird ein Lärmschutzprogramm aufgelegt: Die Stadt bezuschusst Lärmschutzfenster. Auch die Schule an der Nordstraße soll ebenfalls solche Fenster bekommen, die Pausenhöfe mit Lärmschutzwänden abgeschirmt werden , ein hinter der Schule liegendes Gelände vielleicht einbezogen werden.

Schließlich das Waller Wied: Ein Bauriegel zwischen Überseetor und Wied soll die Menschen in der kleinen Wohninsel im Hafen vor Lärm schützen. Bis der Riegel steht, soll es ein Lärmschutzwall tun.

Soweit die Pläne des Bau- und des Wirtschaftsressorts. Christine Wischer wird sie am kommenden Donnerstag der Baudeputation vorstellen, Mitte Mai sollen sie ausliegen, und – so alles nach senatorischem Plan läuft – nach der Sommerpause möge sich die Bürgerschaft damit befassen.

„Wir wollen die Barriere zwischen den Wallern und dem, was da neu entsteht, aufheben“, warb die Senatorin, „und die Waller fußläufig an die Weser bekommen.“ Detlef Kniemeyer, Leiter des Planungsamtes, die Achse zwischen Überseetor und Wasser, darauf der Speicher 11, die Feurwache, das Technikergebäude, sei „eine der interessantesten Entwicklungen“. Der Großmarkt, der auch an dieser Achse liegt, trete da in den Hintergrund. Der Städtebau stehe im Vordergrund, „wie wir den Verkehr bewältigen, sehen wir dann im Detail“.

Das sehen die Anwohner naturgemäß anders. „Nichts Neues“ seien die Pläne für den Waller Ring, sagt Monika Hartges von der Bürgerinitiative Waller Ring, „darauf warten wir seit eineinhalb Jahren“. „Kalter Kaffee“ nennt auch Hans-Werner Liermann von der Bürgerinitiative Waller Wied die Senatspläne. Zwar sei die Straße im Überseetor jetzt kleiner dimensioniert, die Trasse aber bleibe nach wie vor 26 Meter breit – und biete damit jederzeit die Möglichkeit einer breiteren Straße. Er zweifelt an den Verkehrszahlen, von der die Behörde ausgeht – rund 20.000 Fahrzeugbewegungen täglich im Hafengebiet, davon rund 2.200 im Überseetor. Denn das dafür notwendige Gutachten liege noch gar nicht vor: „Willkür“, so Liermann über die Senatszahlen. Und von dem Riegelbau vor dem Wied hält er gleich gar nichts: Bis da ein Investor gefunden sei, könne es lange dauern. Die Initiative plant ein Normenkontrollverfahren gegen und hat laut Liermann „noch ein paar andere Niedlichkeiten in petto“. Susanne Gieffers

„Walle wehrt sich“ heißt die Demo des Bündnisses zur Rettung von Walle am Dienstag, 24. April, von 16 Uhr an eine Demo gegen die Senatspläne, Treff ist die Schule an der Nordstraße.