Kein Rendezvous in Paris

Durch ein unglückliches 69:71 gegen Panathinaikos Athen verpasst der deutsche Basketballmeister Alba Berlin das europäische Final Four und kann sich ganz auf die Titelverteidigung konzentrieren

aus Berlin MATTI LIESKE

Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der europäischen SuproLeague gegen Panathinaikos Athen brachte Alba Berlins Coach den Unterschied zwischen beiden Basketball-Teams mittels eines simplen Namens auf den Punkt. „Balogiannis“, rief Emir Mutapcic mit leicht empörten Unterton in den Raum, „griechischer Nationalspieler, kostet wahrscheinlich 400.000 Dollar. Und spielt nicht.“ In der Tat verbrachte Giorgios Balogiannis in der mit 8.500 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauften Max-Schmeling-Halle einen beschaulichen Abend auf der Bank. Panathinaikos-Coach Zeljko Obradovic hat keinen Mangel an extraordinären Basketballern und kann es sich ohne weiteres leisten, auf einen Akteur, der wesentlich mehr verdient als der teuerste Alba-Spieler, einfach mal zu verzichten.

Eine starke Bank war in den letzten Jahren auch eine Tugend der Berliner, doch vor Beginn dieser Saison liefen die Profis plötzlich in Scharen weg. Der deutsche Meister entschloss sich, die durch den Abgang von Leuten wie Okulaja, Bogojevic, Femerling, Dehere oder Hammink entstandenen Lücken nicht mit teuren Neueinkäufen, sondern durch den eigenen Nachwuchs zu füllen. Genau hier liegt das Problem. Der drastisch verjüngte Kader reicht aus, um die Bundesliga wie gewohnt zu dominieren, auf europäischer Ebene sind die von der Alba-Nachwuchsschmiede TuS Lichterfelde gekommenen Youngster jedoch noch deutlich überfordert.

Das zeigte sich vor allem zu Beginn des Jahres, als mehrere Leistungsträger verletzt waren und es durch einige Niederlagen in den Gruppenspielen versäumt wurde, sich einen Platz unter den ersten vier und damit das Heimrecht in den Play-offs zu sichern. „Dann wären wir auch nicht auf Panathinaikos getroffen“, ärgert sich Mutapcic über den verpassten Einzug in das Pariser Final-Four-Turnier im Mai, das im Prinzip noch nie so leicht zu erreichen war wie in diesem Jahr. In Abwesenheit der starken italienischen, spanischen und griechischen Klubs, die in der konkurrierenden Europaliga spielten, war es schon ein Malheur erster Güte, bereits jetzt auf den übermächtigen Titelverteidiger Panathinaikos zu treffen, der am Dienstag das erste Viertelfinalmatch in Athen souverän gewonnen hatte.

Immerhin verabschiedete sich der deutsche Meister standesgemäß. Alba lieferte der „besten Mannschaft Europas“ (Mutapcic) einen harten, intensiven, teilweise begeisternden Kampf und verlor äußerst unglücklich mit 69:71 (39:45). Vor allem in der zweiten Halbzeit setzte Alba das Konzept von Trainer Mutapcic, den Athenern nicht ihre gewohnten Spielsysteme zu gestatten, konsequent um. „Es passiert nicht oft, dass wir in einer Halbzeit nur 26 Punkte machen“, grantelte Panathinaikos-Coach Obradovic und spendete den Berlinern ein dickes Lob für ihre „aggressive Defense in einem exzellenten Basketballspiel“. Gleichzeitig kritisierte der Jugoslawe die Leichtfertigkeit seiner Mannschaft, die sich bei einem Vorsprung von zwölf Punkten zu sicher fühlte. „Wir haben aufgehört, uns im Angriff zu bewegen, und wenn du dich nicht bewegst, bist du in Schwierigkeiten.“ Athen verließ sich am Ende fast ausschließlich auf seine Stars Dejan Bodiroga und Zeljko Rebraca, nach Meinung von Emir Mutapcic „momentan die beiden besten Basketballer Europas“. Was sie in der heißen Schlussphase bewiesen. „Wir haben in der letzten Minute zweimal gute Defense gespielt und eine gute Offense, deshalb haben wir gewonnen“, sagte Obradovic. Jedes Mal waren Bodiroga (24 Punkte) und Rebraca (22) maßgeblich beteiligt.

„Vielleicht hat unsere Aufholjagd zu viel Kraft gekostet“, meinte Jörg Lütcke, womit die effektivere Bank der Griechen wieder ins Spiel kam. „In der SuproLeague musst du immer komplett spielen“, sagt Emir Mutapcic, doch auch das Match gegen Athen bestritt er praktisch nur mit sieben Akteuren. Die erfahrenen Leute wie Alexis, Rödl, Phelps, Koturovic oder Pesic standen 30 Minuten oder länger auf dem Platz, während die Nachwuchsspieler Stipo Papic und Stefano Garris lediglich jeweils drei Minuten zum Einsatz kamen, Sven Schultze gar nicht. Kein Wunder unter diesen Umständen, dass die Athener mit ihrer Rotation von neun Spielern auch ohne Balogiannis am Ende frischer wirkten.

Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale ist man bei Alba Berlin zufrieden mit dem Verlauf der Saison in der SuproLeague. Ziel war das Erreichen der Play-offs, alles andere, so Präsident Dieter Hauert, wären „Sahnehäubchen“. Auch Emir Mutapcic zog ein positives Fazit: „Ich bin stolz auf das, was mein Team heute und in der ganzen Saison gezeigt hat“, sagte der Coach, „unsere junge Mannschaft hat sich entwickelt.“ Das ist auch nötig, denn in der nächsten Saison sind in einer einheitlichen Europaliga mit 32 Teams auch die starken Südeuropäer wieder mit von der Partie. Seinen Platz hat Alba bereits sicher, dennoch ist die Saison mit dem internationalen Abschied noch keineswegs abgehakt. „In der Meisterschaft“, ahnt Jörg Lütcke, „warten noch harte Playoff-Spiele auf uns.“