zahl der woche
: Bahnreform absurd: Regionalverkehr abgehängt

Teufelskreis schließt sich

Schuld ist die Bahnreform. Denn das angeblich große Reformwerk der Regierung Kohl aus dem Jahr 1994 hat den Bahnverkehr nur als Nah- oder Fernverkehr definiert. Und den Regionalverkehr schlicht vergessen. Also weiß eigentlich niemand, wie man den Verkehr zwischen 50 und 150 Kilometern behandeln soll. Das heißt, die Bahn weiß es schon: Sie will bei den Interregio-Verbindungen kräftig streichen. Denn die, so die DB AG, rechnen sich nicht. Unterm Strich fahren sie jedes Jahr ein Minus von 300 Millionen ein.

Das Problem: Die Bahn verdient am Nahverkehr, wo die Länder die Verbindungen bestellen und bezahlen. Im Fernverkehr verdient sie mit ICEs und ICs ihr Geld, indem sie sich immer weiter auf die schnellen lukrativen Verbindungen zwischen den Metropolen konzentriert. Im Regionalverkehr, wo es keine Subventionen gibt, fehlt das Geld – auch, weil die Bahn kein offensives Konzept für die Fläche hat. Denn gerade dort entscheidet sich das Schicksal der „Flächenbahn“, die dem Auto Paroli bieten kann. Doch dafür sieht es gar nicht gut aus.

Denn wenn es ums Geld geht, zeigen alle mit den Fingern auf den anderen. Die Bahn will die Interregios mit dem Regionalexpress aus dem Nahverkehr zum „Interregioexpress“ (IRE) zusammenlegen. Der Trick: Dafür sollen die Länder bezahlen, etwa 15 Mark pro Kilometer. Die Länder finden, der Bund solle diese Art von Fernverkehr bezahlen. Der Bund wiederum meint, die 13,5 Milliarden Mark für den Nahverkehr pro Jahr müssten den Ländern reichen.

Damit schließt sich der Teufelskreis. Auf der Strecke bleiben Städte wie Cottbus, Siegen und Bremerhaven ohne Anbindung an den Fernverkehr. In den großen Bahnhöfen wenigstens kann König Bahnkunde sich vorstellen, er nehme am modernen Verkehr teil. Denn die Bahn motzt derzeit 117 IC- und EC-Züge in der Technik und im Komfort auf und lässt sie mit weißer Farbe und roter Bauchbinde anpinseln. Damit sehen sie aus wie der ICE. Woher die Bahn das Geld für diesen kleinen Etikettenschwindel hat? Irgendwo eingespart wahrscheinlich. Er kostet „einen dreistelligen Millionenbetrag“.

BERNHARD PÖTTER