Nokia trumpft auf

Quartalszahlen von Nokia und Ericsson belegen: Finnen haben ihren schwedischen Konkurrenten abgehängt

BERLIN taz/rtr ■ Seit gestern liegen zwischen dem finnischen Telekomausrüster Nokia Oy und der schwedischen Telefon AB LM Ericsson nicht mehr nur viele Ostseemeilen – sondern Welten. Das belegen die vorgelegten Quartalszahlen der Handy-Marktführer. Während sich das Ergebnis von Nokia von der Branchenflaute weitgehend unbeeindruckt zeigt, muss Konkurrent Ericsson herbe Verluste bilanzieren.

„Extrem zufrieden“ zeigte sich Nokia-Chef Jorma Ollila: Ungeachtet des wirtschaftlichen Umfeldes habe sein Unternehmen die führende Marktposition weiter ausgebaut – auf einen Anteil von jetzt 32 Prozent. Er „platze vor stolz“, sagte Ollila auf der Bilanzpressekonferenz in Helsinki: Nokia stehe kurz vor Erreichen des anvisierten Handy-Markanteils von 40 Prozent.

Der Nettoumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 8 Milliarden Euro, der Umsatz aus dem Handy-Geschäft um 20 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Macht einen Quartalsgewinn von 1,414 Milliarden Euro – deutlich mehr, als Analysten Nokia zugetraut hatten. Allerdings räumte Ollila ein, angesichts der Marktflaute im Gesamtjahr nicht so stark zu wachsen wie ursprünglich prognostiziert.

Seine Jahreserwartungen heruntergeschraubt hat auch Ericsson – allerdings auf deutlich anderem Niveau. Der Handy-Umsatz brach um mehr als die Hälfte ein. Eine halbe Milliarde Euro Miese im ersten Quartal – und der drittgrößte Handy-Hersteller weltweit erwartet auch im zweiten keine Entspannung. Konzernchef Kurt Hellstrom spricht inzwischen davon, bis zu 12.000 der insgesamt 100.000 Stellen zu streichen, um Kosten zu sparen. Zudem solle der Hälfte der 15.000 freiberuflichen Nokia-Berater gekündigt werden. Ab Sommer könnte die Handy-Sparte wieder mit schwarzen Zahlen rechnen. Hofft Hellstrom.

Mit den zurückgenommenen Prognosen von Ericsson und Nokia setzt sich die Reihe der getrübten Wachstumsprognosen international führender Technologiekonzernen fort. Jüngst hatte der weltweit größte Netzwerkausrüster Cisco Systems gewarnt, er werde die Erwartungen der Analysten in den kommenden Monaten nicht erreichen. Nach über 400 Millionen verkauften Handys im vergangenen Jahr glaubt Nokia in diesem 450 bis 500 Millionen Stück verkaufen zu können. Der schwedische Erzrivale Ericsson schätzt den Absatz auf 430 bis 480 Millionen Geräte. Weder Motorola noch Siemens – die Nummern zwei und vier in der Handy-Hierarchie – wollten die Zahlen gestern kommentieren. Erst Ende April gibt Siemens seine Zahlen bekannt. Chef Heinrich von Pierer sagte aber im März zu den von Experten prognostizierten Verkaufszahlen von 450 Millionen Handys: „Das kann durchaus weniger werden.“ NICK REIMER

Thema: Emanzipation, Revolution, Börsencrash. Arbeit in der New Economy. 28. 04., 17 Uhr