Preis für Nürnberg

In der NS-Zeit spielte die Stadt eine besondere Rolle. Heute macht sie sich um die Menschenrechte verdient

NÜRNBERG taz ■ Als erste Stadt hat Nürnberg den Unesco-Preis für Menschenrechtserziehung erhalten. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen würdigt damit die Bemühungen Nürnbergs, eine „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ zu sein. Mit dem seit 1978 verliehenen und mit 10.000 Dollar dotierten Preis wurden bislang nur einzelne Personen oder Gruppen ausgezeichnet.

Der Preis wurde für diverse Aktivitäten vergeben: dafür, dass Nürnberg alle zwei Jahre einen Internationalen Menschenrechtspreis verleiht und für den Bau eines Dokumentationszentrums des Reichsparteitagsgeländes. Aber auch das Internationale Menschenrechtsfilm-Festival wurde geehrt. Nürnberg lädt dort dazu ein, sich offensiv mit der eigenen NS-Vergangenheit als „Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze“ auseinanderzusetzen. Oberbürgermeister Scholz (CSU) bezeichnete die Auszeichnung als „Verpflichtung und Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen“.

Den Weg eingeschlagen hatte die damalige rot-grüne Stadtregierung Mitte der 90er-Jahre. Sie zeichnete 1995 den russische Bürgerrechtler Sergej Kowaljow als ersten Träger mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis aus. Als ein Jahr später die CSU die seit Kriegsende regierenden Sozialdemokraten ablöste, erhielt der ehrgeizige Versuch, sich international als „Stadt der Menschenrechte“ profilieren zu wollen, einen herben Rückschlag. Gegen alle Widerstände verlieh Oberbürgermeister Scholz dem Rüstungsindustriellen Karl Diehl die Ehrenbürgerwürde, obwohl in dessen Fabrikationsstätten während des Zweiten Weltkriegs tausende von Zwangsarbeitern und jüdischen KZ-Häftlingen eingesetzt worden waren.

Scholz saß das Problem aus und hatte Glück, dass Nürnberg einJahr später das imageträchtige Projekt zur Errichtung eines Dokumentationszentrums auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände angehen konnte. Ein riesiger Pfahl aus Glas und Stahl durchbricht nun die strenge Geometrie des Kongresshallentorsos der Nazis und soll ein Lern- und Studienzentrum aufnehmen. Am 4. November wird das 20 Millionen Mark teure Zentrum eröffnet.

Mit dem Unesco-Preisgeld will die Stadt die Arbeit des mexikanischen Bischof Samuel Ruiz Garcia unterstützen, der am 16. September den Nürnberger Menschenrechtspreis erhält. BSI